Expertin: Bei Videokonferenzen nicht zu nah am Bildschirm sitzen

Expertin: Bei Videokonferenzen nicht zu nah am Bildschirm sitzen
01.07.2022
epd
epd-Gespräch: Judith Kubitscheck

Stuttgart (epd). Wer bei Videokonferenzen möglichst positiv ankommen will, sollte laut Kerstin Kipp, Professorin für Sprechwissenschaft an der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst (HMDK) in Stuttgart, nicht zu nah vor der Kamera sitzen. Eine Studie zeige, dass es Menschen gebe, die das „nicht als ganz so angenehm empfinden“, sagte sie dem Evangelischen Pressedienst (epd). Ideal sei deshalb ein mittlerer Bildschirmabstand von 50 bis 80 Zentimetern. Das sei meist auch vorteilhafter, da manche Computerkameras bei geringem Abstand das Gesicht verzerrten.

Bei der Studie, für die sie gemeinsam mit dem Sprecherensemble der „Akademie für gesprochenes Wort“ 50 Personen befragt habe, sei herausgekommen, dass vor allem Menschen, die weniger Erfahrung mit Videomeetings haben, mehr Distanz zum virtuellen Gegenüber bevorzugen, erläuterte Kipp. Das Drittel der Befragten, das weniger als einmal pro Woche an Videokonferenzen teilnimmt, habe es am positivsten empfunden, wenn die sprechende Person einen Meter von der Kamera entfernt ist. Diese Distanz, bei der auch noch die Gestik zu sehen sei, kenne man aus dem Fernsehen, erklärte die Leiterin des Instituts für Sprechkunst und Kommunikationspädagogik an der HMDK.

Die zweite Gruppe, die ein- bis zweimal pro Woche bei Online-Meetings ist, habe eine mittlere Distanz von 50 bis 80 Zentimetern bevorzugt, „ein Meter Abstand war für diese Gruppe nicht mehr angemessen“ und sei ihr zu distanziert vorgekommen. Für „Poweruser“, die mehr als zweimal pro Woche an Videoschalten teilnehmen, war dagegen laut Untersuchung der Abstand völlig egal: „Bei ihnen spielte es keine Rolle mehr, wie entfernt jemand vom Bildschirm sitzt, sie blenden das aus“, sagte Kipp.

Für die Studie zur Wirkung des Bildschirmabstandes in Videomeetings wurden im Frühjahr 2021 50 Personen zwischen 14 und 79 Jahren befragt. Ihnen wurden Clips von Rednern bei Videokonferenzen gezeigt. Anschließend sollten sie urteilen, wie die einzelnen Referenten auf sie wirken. Was die Befragten nicht wussten: Alle hatten einen je unterschiedlichen Abstand zum Bildschirm.