Hilfswerk terre des hommes engagiert sich erstmals in der Ukraine

Hilfswerk terre des hommes engagiert sich erstmals in der Ukraine
Die Pandemie, die Klimakrise, der Ukrainekrieg und Hungerkatastrophen stellen auch Hilfsorganisationen vor nie dagewesene Herausforderungen. Terre des hommes engagiert sich erstmals in der Ukraine, warnt aber auch: Vergesst die anderen nicht.

Osnabrück (epd). Das Kinderhilfswerk terre des hommes hat im vergangenen Jahr 41,7 Millionen Euro eingenommen und zeigt sich mit diesem Ergebnis zufrieden. „Das ist das zweitbeste und damit ein sehr gutes Ergebnis“, sagte Vorstandssprecher Joshua Hofert am Dienstag in Osnabrück bei der Vorstellung des Jahresberichts. Die Einnahmen kämen zum einen aus Spenden in Höhe von insgesamt 21 Millionen Euro. Der zweite große Anteil seien Kofinanzierungen durch das Bundesentwicklungsministerium in Höhe von 19,7 Millionen Euro. Im Jahr 2020 hatte das Hilfswerk Rekordeinnahmen von 45,7 Millionen Euro erzielt.

Angesichts der Folgen von Pandemie und Klimawandel sowie von Kriegen und Hungerkatastrophen stehe die internationale Gemeinschaft vor nie dagewesenen Herausforderungen, warnte Hofert: „Unsere Welt zerfällt immer mehr in Arm und Reich.“ Vor allem der durch den Ukrainekrieg verursachte Stopp der Lebensmittellieferungen habe Hunger und Armut in vielen Ländern verschärft. Die Zahl der extrem armen Kinder sei zuletzt nach UN-Angaben um 150 Millionen auf mehr als 725 Millionen gestiegen. Sie hätten weniger als 1,90 US-Dollar pro Tag zur Verfügung.

Der Ukrainekrieg bedeute auch für terre des hommes eine Zeitenwende und stelle das Hilfswerk vor neue Herausforderungen, sagte der Vorstandssprecher. Es engagiere sich erstmals in dem Land und unterstütze 14 Projekte lokaler Partnerorganisationen. Sechs davon seien direkt in der Ukraine angesiedelt, die übrigen kümmerten sich um ukrainische Flüchtlingskinder in Polen, Rumänien und Deutschland. Dabei gehe es vor allem um humanitäre und psychosoziale Hilfe. Bereits in den ersten Tagen nach dem russischen Angriff seien erste von terre des hommes finanzierte Transporte mit Medikamenten in das osteuropäische Land gegangen.

Geradezu überwältigend ist nach den Worten Hoferts die Spendenbereitschaft für die Ukraine. In diesem Jahr seien bereits jetzt 4,5 Millionen Euro an Spenden allein für humanitäre Hilfe in der Ukraine eingegangen. Im gesamten Jahr 2021 hätten Spender gut 450.000 Euro für humanitäre Hilfe insgesamt gegeben. Der Sprecher äußerte die Sorge, dass andere Länder, Konflikte und vor allem die Klimakrise aus dem Blick geraten könnten. „Wir benötigen die Mittel aber auch in den übrigen 41 Ländern, in denen wir tätig sind.“

Anders als in Europa sei in vielen armen Ländern auch die Corona-Pandemie noch lange nicht den Hintergrund getreten, mahnte Hofert. In Afrika hätten weniger als 20 Prozent der Bevölkerung die erste Impfung erhalten. Kinder und arme Familien litten nach wie vor unter den Folgen von Lockdowns und dadurch bedingter Arbeitslosigkeit. Erstmals seit 20 Jahren sei die Zahl arbeitender Kinder, die zum Überleben ihrer Familien beitragen müssten, wieder auf 160 Millionen angestiegen.

Die Einnahmen hat das Hilfswerk 2021 nach eigenen Angaben für 368 Partnerprojekte zugunsten notleidender und ausgebeuteter Kinder in 42 Ländern Afrikas, Lateinamerikas und Asiens sowie in Europa verwendet.