Friedensbewegung fordert an Stützpunkt Büchel Atomwaffenverzicht

Friedensbewegung fordert an Stützpunkt Büchel Atomwaffenverzicht

Büchel (epd). Mit einem Gottesdienst und einer Kundgebung am Luftwaffenstützpunkt Büchel in der Eifel hat die christliche Friedensbewegung am Samstag für einen Verzicht auf Atomwaffen geworben. Am einzigen Standort in Deutschland, an dem Atomwaffen gelagert seien, werde deutlich, „wie real die tödliche Gefahr ist“, sagte der Friedensethiker Fernando Enns im ökumenischen Gottesdienst vor dem Haupttor des Fliegerhorsts, an dem rund 100 Menschen teilnahmen. Für viele sei der Einsatz von Atomwaffen plötzlich wieder zu einer realen Möglichkeit geworden, fügte der mennonitische Theologieprofessor mit Blick auf den Ukraine-Krieg hinzu.

Die Menschen in der Ukraine seien einem räuberischen Angriffskrieg ausgesetzt, es würden Kriegsverbrechen begangen, das Unrecht schreie zum Himmel und die Gewaltspirale werde weiter gedreht, sagte Enns in seiner Predigt. Dennoch gelte es, die Abschreckungslogik zu durchbrechen, betonte der Leiter der Arbeitsstelle Theologie der Friedenskirchen an der Universität Hamburg und Professor für Friedenstheologie und Ethik an der Freien Universität Amsterdam. Über alle Hilfsbemühungen und die Aufnahme von Flüchtlingen hinaus müsse es darum gehen, mit den Menschen gemeinsam einen Weg zu finden aus dem Leid, das der Krieg anrichte. „Das simple Liefern von Waffen an die eine Seite gegen die andere sehe ich damit infrage gestellt“, betonte Enns.

Der Theologe verwies auf die christliche Nächstenliebe, die auch Feindesliebe einschließe, und auf das Gleichnis vom barmherzigen Samariter. In der Erzählung Jesu lasse sich der gering geachtete Samariter vom Elend eines von Räubern überfallenen Menschen berühren: „Er leistet Erste Hilfe, er organisiert einen Krankentransport, spendet Geld, um den Verwundeten pflegen zu lassen. Das alles sind wir den Menschen in der Ukraine jetzt schuldig - und den Menschen in Russland.“

Der Samariter gebe dem Menschen, der unter die Räuber gefallen sei, keine Waffen zur Vorsorge oder Abschreckung, fügte Enns, der auch dem Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) angehört, hinzu. Es brauche Kreativität, Mut und Vertrauen, um „einander Nächste zu werden“, sodass selbst Orte wie der Fliegerhorst Büchel „befreit werden können von der Last der potenziellen Massenvernichtung“.

Zu dem 5. Aktionstag gegen Atomwaffen mit einem Informations- und Kulturprogramm hatten Christen aus mehreren evangelischen Landeskirchen und der katholischen Friedensbewegung Pax Christi aufgerufen. Am Fliegerhorst Büchel sollen die letzten US-Atomwaffen in Deutschland lagern.