"Sea-Watch 3" mit 356 Flüchtlingen an Bord im Mittelmeer

"Sea-Watch 3" mit 356 Flüchtlingen an Bord im Mittelmeer
Das Seenotrettungsschiff "Sea-Watch 3" hat binnen weniger Tage mehrere Hundert Menschen im Mittelmeer aus Seenot gerettet. Entdeckt wurden die Flüchtlinge mithilfe der Organisation Alarm Phone.

Frankfurt a.M. (epd). Die Besatzung der „Sea-Watch 3“ hat in zwei Einsätzen am Pfingstwochenende insgesamt weitere 134 Menschen aus Seenot gerettet. Nach langer nächtlicher Suche habe das Seenotrettungsschiff 49 Geflüchtete südlich von Lampedusa an Bord genommen, teilte die Organisation Sea-Watch am Montag auf Twitter mit. Sie seien stark erschöpft, und einige von ihnen bräuchten dringend medizinische Behandlung durch das Team.

Wenige Stunden zuvor hatte die „Sea-Watch 3“ bereits 85 Flüchtlinge gerettet. Mit dieser Rettungsaktion sei ein „illegaler Pullback “verhindert worden, erklärte Sea-Watch am Sonntag. Die libysche Küstenwache habe die Absicht gehabt, die Menschen mit ihrem Boot nach Libyen zurückzuschleppen. Insgesamt sind nach Angaben der Organisation nun 356 Menschen an Bord.

Bei vier vorangegangen Rettungsaktionen hatte die „Sea-Watch3“ innerhalb von 24 Stunden 222 Menschen aufgenommen. Den Angaben zufolge hatte die Organisation Alarm Phone, die eine Hotline betreibt, Sea-Watch über die Notfälle informiert.

Im Mittelmeer gibt es keine staatlich organisierte Seenotrettungsmission. Lediglich die Schiffe privater Organisationen halten Ausschau nach in Not geratenen Flüchtlingen und Migranten. Immer wieder dauert es viele Tage, bis die italienischen Behörden den Rettungsschiffen einen Hafen zuweisen. Malta gibt seit Jahren keine Erlaubnisse mehr. Zuletzt hatten die „Aurora“ von Sea-Watch und die „Ocean Viking“ von SOS Méditerranée Flüchtlinge aus Seenot gerettet und nach Italien gebracht.

Das Mittelmeer zählt zu den gefährlichsten Fluchtrouten der Welt. Laut der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind seit Beginn dieses Jahres bislang knapp 800 Menschen bei der Überfahrt ums Leben gekommen oder werden vermisst. Die Dunkelziffer dürfte weit höher liegen. Die Organisationen weigern sich, die Überlebenden nach Libyen zu bringen, von wo aus viele Flüchtlinge in See stechen, weil ihnen dort Folter und andere Menschenrechtsverletzungen drohen.