Energie-Experten fordern Kohleausstieg trotz Gas-Krise

Energie-Experten fordern Kohleausstieg trotz Gas-Krise

Hamburg (epd). Trotz Abkehr vom russischen Gas ist laut einer Studie der geplante Kohleausstieg bis 2030 bei voller Versorgungssicherheit möglich. Das Institut „Energy Brainpool“ schlägt dafür eine konkrete Reihenfolge für das Abschalten der Kohlekraftwerke und den massiven Ausbau der Erneuerbaren Energien vor, wie die Ökoenergiegenossenschaft Green Planet Energy am Dienstag in Hamburg mitteilte. Den Kohleausstieg zu verzögern, um russisches Erdgas in der Stromerzeugung zu ersetzen, führe dagegen nur zu „minimalen Effekten“.

Durch den Einsatz der Kohlekraftwerke könne rund ein Prozent der deutschen Erdgasnachfrage eingespart werden, so die Studie „Energiewende & Energieunabhängigkeit“. Zugleich würden dadurch zusätzliche 55 Millionen Tonnen CO2 ausgestoßen.

Der Analyse zufolge sei nicht ein späterer Kohleausstieg, sondern eine schnellere Wärmewende ein wichtiger Faktor für geringeren Gasverbrauch. Gas wird hauptsächlich im Wärmebereich genutzt, so dass Maßnahmen zur Energieeinsparung in Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen, ein schneller Umstieg auf Wärmepumpen und effizientes Heizen besonders wirkungsvoll seien.

Die Experten raten dazu, Produktionsstätten der chemischen Industrie zu verlegen. Allein die Ammoniak-Herstellung verbrauche jährlich 28 Terawattstunden Erdgas. Die Verlagerung dieser Produktion in sonnenreiche Länder könnte „gewaltige Mengen“ fossiles Erdgas hierzulande einsparen. Auch grüner Wasserstoff und dafür ausgelegte Gaskraftwerke könnten eine tragende Rolle spielen.

Beim Kohleausstieg sollten zunächst ineffiziente, schmutzige Braunkohlemeiler abgeschaltet werden, um größtmögliche Klimaschutzeffekte zu erreichen, hieß es. Am Ende der Abschaltliste sollten modernere Steinkohlekraftwerke mit hohem Wirkungsgrad stehen. Dadurch könnten laut Studie bis zu 310 Millionen Tonnen CO2-Emissionen zusätzlich eingespart werden. Um die Abschaltung klimaschädlicher Kohlekraftwerke mit ihrer Gesamtkapazität von 29 Gigawatt kompensieren zu können, sei ein entschlossener Ausbau Erneuerbarer Energien nötig.