Bätzing: Ruf nach Kirchenreform nicht nur in Deutschland

Bätzing: Ruf nach Kirchenreform nicht nur in Deutschland
Mehr Ökumene auf 102. Katholikentag in Stuttgart gefordert
Die Ökumene und innerkirchliche Reformen waren am Samstag Schwerpunkt auf dem Katholikentag in Stuttgart. Die Veranstalter zogen eine positive Bilanz. Das Angebot von rund 1.500 Veranstaltungen sei von den 27.000 Teilnehmern gut angenommen worden.

Stuttgart (epd). Den Ruf nach Kirchenreformen gibt es nach den Worten des Vorsitzenden der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, nicht nur in Deutschland. Die Rolle von Frauen in der Kirche etwa werde im kommenden Jahr im Oktober auf der Weltsynode in Rom eine erhebliche Rolle spielen, sagte der Limburger Bischof am Samstag vor Journalisten auf dem Katholikentag in Stuttgart.

Der Katholikentag „schreit nach Reformen in der Kirche“, fügte Irme Stetter-Karp, Präsidentin des Zentralkomitees der Deutschen Katholiken (ZdK), hinzu. Der gastgebende Bischof der Diözese Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, forderte katholische Christen dazu auf, in ihrer Kirche zu bleiben und sich zu engagieren.

Nach Auffassung des Journalisten und Autors Heribert Prantl ist der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche ein Verrat an den Opfern, und „die Spucke im Angesicht Gottes“. „Es braucht mehr als eine kleine Auszeit für Bischöfe und Kardinäle mit anschließendem Weitermachen“, sagte er auf einem Podium zur Zukunft der Kirche. Es sei Zeit für eine neue Reformation.

Die ehemalige Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, sagte, praktisches Christentum mit seinem diakonischen und karitativen Handeln sei immer noch glaubwürdig. In diesem Bereich könnten die Kirchen noch viel enger zusammenarbeiten. Außerdem könne man von der Kirche in Ostdeutschland lernen, wie man auch in einer Minderheitensituation sehr glaubwürdig sein könne.

Thomas de Maizière, Präsident des Deutschen Evangelischen Kirchentags in Nürnberg im kommenden Jahr, äußerte sein Unverständnis über die anhaltende Trennung beim Abendmahl. Obwohl Protestanten und Katholiken bei den rituellen Einsetzungsworten im Deutschen exakt dieselben Worte verwendeten, gebe es weiterhin Hürden, beklagte der frühere CDU-Bundesminister unter anhaltendem Applaus.

Nach Angaben von Roland Vilsmaier, Geschäftsführer des Katholikentags, haben sich nach einer ersten Bilanz rund 27.000 Menschen zu dem Christentreffen fest angemeldet, darunter 20.000 Dauerteilnehmer und 7.000 Tagesgäste. Nach Angaben von ZdK-Sprecherin Britta Baas gab es mit 250.000 Zugriffen auf die Katholikentags-Seite fast so viele wie beim digitalen 3. Ökumenischen Kirchentag 2021 in Frankfurt.

In einem Gottesdienst wurde in Stuttgart am Samstag auf die nächste Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) vom 31. August bis 8. September in Karlsruhe eingestimmt, dem weltweit wichtigsten ökumenischen Treffen. Zuletzt trafen die Teilnehmer 2006 in Brasilien und 2013 in Südkorea zusammen. Der Weltkirchenrat vertritt mehr als 500 Millionen Christinnen und Christen. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet aber in bestimmten Gremien mit.

Hamburgs Bischöfin Kirsten Fehrs rief in dem Ökumene-Gottesdienst dazu auf, sich trotz des Ukraine-Kriegs nicht vom Hass überwältigen zu lassen. „In Zeiten des Hasses die Liebe lieben - das ist unser Auftrag, mehr denn je“, sagte die stellvertretende EKD-Ratsvorsitzende. Sie wünsche sich sehr, dass sich die Spitze der Russischen Orthodoxen Kirche den Stimmen aus der weltweiten Ökumene öffne.

Der an diesem Sonntag zu Ende gehende 102. Deutsche Katholikentag steht unter dem Motto „Leben teilen“. Das Treffen war am Mittwochabend in Anwesenheit von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier eröffnet worden.