Gewerkschaften: Vermögenssteuer statt höheres Renteneintrittsalter

Gewerkschaften: Vermögenssteuer statt höheres Renteneintrittsalter

Osnabrück (epd). Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) hat in scharfer Form auf den Vorschlag von Ökonomen reagiert, zur Bekämpfung der Inflation und des Fachkräftemangels das Renteneintrittsalter heraufzusetzen. Ein höheres Rentenalter würde real mehr Arbeitslose bedeuten, sagte DGB-Vorstandsmitglied Anja Piel der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ (Donnerstag). „Das ist nichts weiter als mutlose Leistungskürzung auf dem Rücken der Beschäftigten. Die Inflation bekämpft man damit aber nicht.“

Piel betonte, schon heute könnten Beschäftigte freiwillig über das 67. Lebensjahr hinaus arbeiten. Das schafften aber nur die wenigsten. „Rund jeder Siebte scheidet früher aus dem Erwerbsleben aus - wegen Krankheit, fehlender altersgerechter Arbeitsplätze oder krank machender Arbeitsbedingungen.“ Viele Menschen werden nach den Worten der Gewerkschafterin auch vor dem Erreichen der Rente arbeitslos, weil Arbeitgeber sich trotz des Fachkräftemangels immer noch gern ihrer älteren Beschäftigten entledigten.

Piel verwies auf andere Vorschläge, wie die Staatsverschuldung und die Energiewende in Deutschland sozial gegenfinanziert werden könnten. Große Vermögen und Erbschaften müssten endlich angemessen besteuert werden. Zudem müsse die prekäre Beschäftigung eingedämmt werden, „statt sie durch Anheben der Minijob-Grenze auszuweiten“. Mehr Arbeitgeber sollten gute Löhne mit den Gewerkschaften aushandeln, statt aus der Tarifbindung zu fliehen. „Gute Löhne bedeuten ein Plus bei den Einnahmen der Rentenversicherung, und sie stärken die Kaufkraft.“

Der Leipziger Wirtschaftswissenschaftler Gunther Schnabl hatte zuvor in der „Bild“-Zeitung ein höheres Renteneintrittsalter gefordert. Der Vizepräsident des Kiel Instituts für Weltwirtschaft, Stefan Kooths, sagte dem Blatt, immer mehr Rentner stünden immer weniger Beschäftigten gegenüber. Das könne zu weiter steigenden Preisen führen.