Fachverbände fordern "echte Pflegereform"

Fachverbände fordern "echte Pflegereform"
Kritische Stimmen zum "Internationalen Tag der Pflege" am Donnerstag
Fachverbände sehen eine lange Mängelliste in der Pflegebranche. Sie reiche vom Fachkräftemangel über die steigenden Kosten für Heimplätze bis hin zu fehlenden Ausbildungsplätzen. Die Verbände fordern gesetzliche Regelungen für eine Verbesserung.

Berlin, Bonn (epd). Zum „Tag der Pflege“ am Donnerstag fordern Fachverbände von der Bundesregierung eine „echte Pflegereform“. Alle Reformbemühungen der Vergangenheit seien unzureichend, kritisierte Manfred Stegger, Präsident des BIVA-Pflegeschutzbundes am Mittwoch. Es brauche dringend gesetzliche Regelungen, die „die Arbeitsbedingungen der Pflegenden und damit die Pflegequalität verbessern“.

Stegger verwies darauf, dass sich in den vergangenen Jahren die Kosten für den Steuerzahler und vor allem die Zuzahlungen der Pflegebedürftigen immer weiter erhöht hätten - ohne jedoch spürbare Verbesserungen für die Heimbewohner zu erreichen. Auch habe man die dringend benötigten Pflegekräfte nicht gewinnen können - die Zahl unbesetzter Stellen steige weiter an.

Nötig sei eine grundlegende Pflegereform, die den Personalnotstand behebe und die Pflegebedürftigen finanziell deutlich entlaste. Studien belegten, dass etwa die Deckelung des Eigenanteils von Pflegebedürftigen in Heimen möglich und finanzierbar sei.

Der 12. Mai als Aktionstag erinnert jährlich an den Geburtstag der britischen Krankenschwester Florence Nightingale, eine der Begründerinnen der modernen westlichen Krankenpflege und einflussreiche Reformerin im Gesundheitswesen.

„Auch heute bedarf es wieder dringender Reformen der gesetzlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen“, sagte der Chef des Deutschen Hospiz- und Palliativberbandes, Winfried Hardinghaus. Wegen des chronischen Fachkräftemangels, steigender Pflegekosten und der unzureichenden Berücksichtigung von Hospizarbeit und Palliativversorgung in Heimen und in Einrichtungen der Behindertenhilfe sei „eine umfassende Gesamtkonzeption dringend erforderlich“.

Der Bundesverbands privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) richtete den Blick auf ein anderes Problemfeld: das der fehlenden Pflegepädagogen. „Wer die pflegerische Versorgung sicherstellen will, der muss ganz vorne ansetzen: Wir brauchen mehr Pflegepädagoginnen und Pflegepädagogen, um die Ausbildungskapazitäten zu erhöhen“, sagte bpa-Präsident Bernd Meurer: „Pflegekräfte fehlen, weil Pflegepädagogen fehlen.“

Er warb für ein Sofortprogramm zur Anwerbung internationaler Pflegefachkräfte und Azubis. Dazu solle analog zur Blue Card für technische Berufe eine Care Card für Pflegende eingeführt werden. Damit könnten Anwerbe- und Anerkennungsprozesse deutlich beschleunigt werden.

Auch SoVD-Präsident Adolf Bauer mahnte bei der Bundesregierung Taten an: „Das sind wir den Pflegenden, aber auch den Gepflegten mehr als schuldig.“ Nur gemeinsam ließen sich reale Verbesserungen in der Branche erreichen. „Einrichtungen, Tarifpartner, Leistungsträger und Politik auf Bundes- und Landesebene sind aufgefordert, für eine bedarfsgerechte Personalausstattung, für eine angemessene Entlohnung und eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf Sorge zu tragen.“