Prorussische Demonstrationen in mehreren deutschen Städten

Prorussische Demonstrationen in mehreren deutschen Städten
Bundesinnenministerin Faeser forderte vorab konsequentes Einschreiten der Polizei
Erneut sind am Wochenende wieder prorussische Demonstranten auf die Straßen gegangen. In Frankfurt äußerten sie der Polizei zufolge auch kriegstreiberische Parolen und zeigten Flaggen.

Frankfurt a.M. (epd). Auch an diesem Wochenende haben wieder Demonstrationen und Autokorso von prorussischen Anhängern in mehreren deutschen Städten stattgefunden. In Hannover fuhren rund 350 Autos in einem von der Polizei begleiteten prorussischen Korso durch die niedersächsische Landeshauptstadt, teilte die Polizei auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd) am Sonntag mit.

Die Abfahrt des Autokorsos verzögerte sich, da die Beamten die Befestigungen teils riesiger Flaggen bemängelt hatten. Verbotene Symbole wie das kriegsverherrlichende „Z“ seien nicht beobachtet worden. Auf Panzern und Uniformen der Russen im Ukraine-Krieg ist häufig ein weißes „Z“ zu sehen. Medienberichten zufolge steht es offenbar für „Za Pobedu“ - „Für den Sieg“. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hatte zuvor in der „Welt am Sonntag“ in Berlin ein konsequentes Einschreiten der Polizei bei prorussischen Autokorso gefordert.

Zeitgleich haben mehrere Tausend Menschen in Hannover mit einem blau-gelben Fahnenmeer gegen den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine protestiert. Auf epd-Anfrage sprach die Polizei sprach von mindestens 3.500 Teilnehmenden. Die Bürgermeisterin Monica Plate (Grüne) appellierte an die Menschen, niemanden mit russischer Muttersprache anzufeinden.

In Frankfurt am Main sind am Sonntag mehrere Hundert prorussische Demonstranten durch die Innenstadt gezogen. An dem Aufzug vor der Alten Oper unter dem Motto „Gegen Hetze und Diskriminierung der russischsprachigen Mitbürger/Gegen Krieg - Für Frieden“ beteiligten sich nach Angaben eines Polizeisprechers „Teilnehmer im hohen dreistelligen Bereich“. Die Stadt Frankfurt am Main hatte die umstrittene Demonstration nach Gesprächen mit den Veranstaltern erlaubt, ein geplanter Autokorso war hingegen nicht genehmigt worden.

Rund um die Alte Oper stoppte die Polizei kreisende Fahrzeuge mit russischen Fahnen und unterband einen Autokorso. Prorussische Demonstranten äußerten der Polizei zufolge kriegstreiberische Parolen und zeigten Flaggen. Dadurch sei der Anfangsverdacht einer Straftat wegen Billigung eines Angriffskriegs erfüllt, sagte ein Polizeisprecher. Zahlreiche Gegendemonstranten stellten sich der prorussischen Demonstration entgegen. Die Polizei nannte zunächst keine Teilnehmerzahl, Medien berichteten von 1.500 Teilnehmern.

Mit einem Autokorso von Kaufbeuren nach Kempten und zurück haben Russlanddeutsche nach eigenen Angaben gegen eine Diskriminierung von russischsprechenden Menschen in Deutschland demonstriert. Wie der Polizeisprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, Holger Stabik, dem epd mitteilte, hätten sich auf dem Versammlungsgelände in Kaufbeuren rund 275 Fahrzeuge und rund 600 Personen eingefunden. Der Autokorso sei „komplett friedlich“ gewesen.

In Stuttgart fuhren am Samstag rund 200 Autos durch die Innenstadt und wandten sich unter anderem „gegen die Diskriminierung russischsprachiger Kinder in den Schulen“, wie die „Stuttgarter Nachrichten“ mitteilten. Auch im südbadischen Lörrach gab es am Sonntag prorussische Autokorsos. In Lübeck unterbrach die Polizei unterdessen am Samstagabend einen prorussischen Autokorso.