Theologin kritisiert Menschenrechtsrhetorik des Moskauer Patriarchats

Theologin kritisiert Menschenrechtsrhetorik des Moskauer Patriarchats

Berlin (epd). Der Einsatz der Russischen Orthodoxen Kirche für verfolgte christliche Minderheiten im Nahen Osten und anderen Weltregionen muss nach Überzeugung der Theologin Regina Elsner kritisch hinterfragt werden. Das Moskauer Patriarchat habe in den vergangenen Jahren mit seinem Einsatz für bedrohte Christen eine Thematik besetzt, die von anderen kirchlichen Akteuren zu wenig Aufmerksamkeit erfahren habe, schreibt sie in einer aktuellen Analyse für die Konrad-Adenauer-Stiftung, die dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt. Gleichzeitig habe die Kirche aber auch deutlich gemacht, dass die Verteidigung von Wertvorstellungen auch mit Waffengewalt eine denkbare Option sei.

„Der Krieg in der Ukraine macht deutlich, welche fatalen Folgen dieser angebliche Schutz durch die ideologische Verknüpfung mit der russischen Armee haben kann“, heißt es in dem Beitrag Elsners, die als Mitarbeiterin des Zentrums für Osteuropa- und internationale Studien (ZOIS) in Berlin tätig ist. Das Moskauer Patriarchat verstehe sich mittlerweile weit über die geografischen Grenzen des russischen Kulturkreises hinaus als Schutzmacht der Christen. Auch die russische Militärintervention in Syrien sei durch die russisch-orthodoxe Kirche als „heiliger Kampf“ legitimiert worden.

In der Ukraine habe sich die Russische Orthodoxe Kirche in der Vergangenheit sehr für die Rechte der Ukrainischen Orthodoxen Kirche des Moskauer Patriarchats eingesetzt, die in den vergangenen Jahren Ziel von „Vandalismus und lokalem administrativen Druck“ geworden sei. Diese Vorfälle, deren tatsächliches Ausmaß sich schwer verifizieren lasse, seien von der russischen Führung als staatliche Kirchenverfolgung gedeutet von Russlands Präsident Wladimir Putin als ein Argument für den Angriff auf die Ukraine angeführt worden. Dokumentierte Repressalien gegen Religionsgemeinschaften auf der Krim oder in den Separatistengebieten in der Ostukraine würden vom Moskauer Patriarchat hingegen ebenso wenig thematisiert wie die Zerstörung orthodoxer Kirchen und sozialer Einrichtungen in der Ukraine durch das russische Militär.