Schulen in Afghanistan bleiben für Mädchen weiter geschlossen

Schulen in Afghanistan bleiben für Mädchen weiter geschlossen
In Afghanistan bleiben die weiterführenden Schulen für Mädchen entgegen anderslautender Zusagen weiter geschlossen. Unicef-Direktorin Russell sprach von einem herben Rückschlag.

Berlin, Kabul (epd). Entgegen anderslautender Zusagen der radikalislamischen Taliban bleibt Mädchen in Afghanistan die Rückkehr an weiterführende Schulen weiter verwehrt. Die Behörden hätten am Mittwoch erklärt, die eigentlich vorgesehene Schulöffnung auf unbestimmte Zeit zu verschieben, teilte die Kinderrechtsorganisation Save the Children mit. Mädchen hätten am Morgen vor verschlossenen Türen gestanden.

„Die Behörden haben in den vergangenen Wochen wiederholt erklärt, dass sie den Zugang von Mädchen zur Bildung in Afghanistan wiederherstellen werden“, sagte Save-the-Children-Regionaldirektor Hassan Noor Saadi. „Heute sind wir entsetzt, dass dieses Versprechen nicht eingehalten wurde.“ Die UN-Mission in Afghanistan (Unama) kritisierte ebenfalls die Entscheidung der Taliban und bedauerte auf Twitter das anhaltende Schulverbot für Mädchen ab Klasse 6.

Auch Unicef-Direktorin Catherine Russell kritisierte das Vorgehen der Taliban. Die Entscheidung sei ein herber Rückschlag für Mädchen und deren Zukunft, sagte sie in New York. Millionen von Mädchen seien in der Hoffnung aufgewacht, die weiterführenden Schulen wieder besuchen zu können. „Es dauerte nicht lange, bis ihre Hoffnungen zunichtegemacht wurden.“ UN-Menschenrechtskommissarin Michelle Bachelet sagte, Frauen und Mädchen von Bildung auszuschließen, verletze ihre Menschenrechte.

Für die meisten Provinzen war der Mittwoch der erste Tag des neuen Schuljahres. Der Fernsehsender Tolo News berichtete über geschockte Mädchen vor den Schulen. Sie habe vor Freude geweint, als sie gehört habe, dass sie wieder zum Unterricht gehen dürfe, zitierte der Sender eine Schülerin. Jetzt weine sie, weil ihr und ihren Klassenkameradinnen der Zugang weiter nicht erlaubt werde.

Nach ihrer Machtübernahme im August hatten die Taliban weiterführende Schulen im September nur für Jungen wieder geöffnet. Ausnahmen für Mädchen wurden lediglich aus wenigen Provinzen gemeldet, dort aber laut Norwegischem Flüchtlingsrat auch nahezu ausschließlich in großen Städten. Die Erklärung der Taliban werfe „einen schwarzen Schatten auf den Schuljahresbeginn in Afghanistan“, beklagte die Organisation.

Während des Taliban-Regimes in den 1990er Jahren durften Mädchen nicht zur Schule gehen. Afghanischen Frauen war die Arbeit außerhalb des eigenen Hauses untersagt.