Hausärzte mit Corona-Maßnahmen unzufrieden

Hausärzte mit Corona-Maßnahmen unzufrieden

Düsseldorf (epd). Die Hausärzte haben das Beratungsergebnis von Bund und Ländern zur Corona-Bekämpfung scharf kritisiert. Auch nach der Ministerpräsidentenkonferenz mit Kanzler Olaf Scholz (SPD) am Donnerstagabend bleibe weiterhin vollkommen unklar, nach welchen Kriterien die Politik die aktuelle Corona-Lage bewertet, sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Ulrich Weigeldt, der „Rheinischen Post“ (Freitag). „Das ist Pandemie-Bekämpfung nach tagesaktuellem Bauchgefühl.“

Weigeldt kritisierte die gesamte Diskussion der vergangenen Tage zwischen Bund und Ländern als „chaotisch“. Am Anfang sei die Entlastung der Intensivstationen das zentrale Ziel gewesen. Da dort aktuell offensichtlich keine akute Gefahr drohe, sei es um die Situation auf der Normalstation gegangen. „Jetzt, auf einmal, scheint die Inzidenz wieder eine entscheidende Größe zu sein. Das ist nicht nachvollziehbar“, beklagte der Mediziner. Maßnahmen zu diskutieren und zu beschließen, ohne dass klar sei, was damit konkret erreicht werden soll, ergebe wenig Sinn. „Man kann nicht nach Lust und Laune mal die eine Zahl und dann wieder die andere zur zentralen Bezugsgröße machen.“

Deutschland befinde sich, was das Infektionsgeschehen angehe, nach wie vor im „Daten-Blindflug“, warnte er. „Wir haben weder einen realistischen Überblick, wie viele Menschen sich infizieren, noch wissen wir, wie viele Menschen in den Krankenhäusern wegen einer Corona-Infektion hospitalisiert wurden und bei wie vielen es sich um einen Nebenbefund handelt.“ Hier müsse in Zukunft bei der Meldung aus den Krankenhäusern unbedingt klar unterschieden werden. „Ansonsten ist diese Zahl nicht zu gebrauchen.“

Die gegenwärtigen Corona-Regeln laufen zum 20. März weitgehend aus. Die Bundesländer sollen künftig selbst entscheiden, welche Basisschutzmaßnahmen sie ergreifen wollen und in welchen Gebieten schärfere Regeln nötig sind (Hotspots). Bedingung für schärfere Regeln ist aber, dass hohe Infektionszahlen das Gesundheitswesen zu überlasten drohen.