Sandbostel (epd). Zum 77. Jahrestag der Befreiung des NS-Kriegsgefangenenlagers im niedersächsischen Sandbostel am 29. April werden keine konsularischen Vertretungen der Russischen Föderation und der Republik Belarus eingeladen. Ein gemeinsames Gedenken mit offiziellen Vertretern dieser Länder „während zeitgleich russische Einheiten ukrainische Soldaten und vor allem auch Zivilisten durch Bomben und Raketen töten, ist für uns nicht vorstellbar“, heißt es in einer Erklärung der Gedenkstätte vom Donnerstag.
„Dass wir diesen Schritt gehen müssen, betrübt uns sehr“, heißt es weiter. Bei der Nichteinladung der konsularischen Vertretungen handele es sich explizit um einen Ausschluss staatlicher Organe und nicht der russischen Zivilbevölkerung oder russischstämmiger Menschen in Deutschland. Sie seien im Gegenteil eingeladen, am 29. April der verstorbenen Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge aller Nationen zu gedenken. Die Gedenkstätte bemühe sich außerdem darum, einen Vertreter oder eine Vertreterin der russischen Zivilgesellschaft für ein Grußwort zu gewinnen.
Im NS-Lager Sandbostel waren mehr als 300.000 Kriegsgefangene aus über 55 Nationen interniert, darunter mehr als 70.000 Soldaten der Roten Armee. Besonders ihnen versagte die Wehrmacht den Schutz durch das Kriegsvölkerrecht. Tausende starben im Lager und seinen Arbeitskommandos an Entkräftung, Hunger und Mangelerkrankungen.