Hunderttausende bei Friedensdemonstration

Friedensdemonstration
© epd-bild/Christian Ditsch
Mehrere Tausend Menschen haben am Sonntag in Berlin gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine und für Frieden in Europa demonstriert.
Gegen Krieg
Hunderttausende bei Friedensdemonstration
Mehrere Hunderttausend Menschen haben am Sonntag in Berlin gegen den russischen Einmarsch in die Ukraine und für Frieden in Europa demonstriert. So viele Menschen hat Berlin schon lange nicht mehr auf die Straße gebracht. Die Kundgebung gegen den Krieg in der Ukraine könnte ein Neuanfang für die Friedensbewegung sein.

Die Veranstalter sprachen von rund 500.000 Menschen, die sich zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule sowie im angrenzenden Tiergarten versammelt hatten. Die Polizei sprach von einer "unteren sechsstelligen Zahl" an Teilnehmenden.

Damit waren weit mehr Menschen zu der Kundgebung erschienen als erwartet. Angemeldet waren rund 20.000 Teilnehmer. Zur Demonstration aufgerufen hatte ein breites Bündnis aus Friedens-, Menschenrechts- und Umweltschutzorganisationen sowie Kirchen und Gewerkschaften.

In den rund 15 Redebeiträgen wurde immer wieder an die russische Führung appelliert, die Kämpfe einzustellen, die Truppen zurückzuziehen und an den Verhandlungstisch zurückzukehren. In Richtung Bundesregierung wurde unter anderem gefordert, die Grenzen für Flüchtende aus der Ukraine offenzuhalten.

Dabei wurde auch ein Zusammenhang zwischen friedlichen internationalen Beziehungen und dem Ausstieg aus fossilen Brennstoffen hergestellt. Als friedenssichernde Maßnahme müsse massiv in erneuerbare Energien investiert werden, forderte etwa Klimaaktivistin Luisa Neubauer.

Kurschus warnt vor Hass-Spirale

Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland, Präses Annette Kurschus, verurteilte vor den Tausenden Demonstranten den Überfall auf die Ukraine durch das russische Militär als ein Verbrechen. Zugleich rief sie dazu auf, nicht in eine Spirale des Hasses zu geraten: "Wir werden der kriegslüsternen Herrscherclique in Russland nicht das Geschenk machen, ihr Volk zu hassen." Jetzt komme es darauf an, den Menschen in der Ukraine und in Russland zur Seite zu stehen, sagte die Ratsvorsitzende.

Der Chef der Dienstleistungsgewerkschaft ver.di, Frank Werneke, nannte die Demonstration ein starkes Signal der Solidarität mit dem ukrainischen Volk. Aufgabe Deutschlands sei es jetzt, die Friedensordnung in Europa wieder herzustellen, so Werneke.

Wegen der vielen Menschen, die zu der Kundgebung zwischen Brandenburger Tor und Siegessäule auf die Straße des 17. Juni strömten, erweiterte die Polizei den offiziellen Versammlungsraum in Richtung Westen bis zum S-Bahnhof Tiergarten. Dennoch gelang es nicht überall, den coronabedingten Abstand einzuhalten. Im Anschluss an die Kundgebung zog ein Teil der Demonstranten vor die russische Botschaft Unter den Linden. Seit Tagen wird dort gegen das Vorgehen Russlands demonstriert.