"Krieg trifft die Ärmsten am heftigsten"

"Krieg trifft die Ärmsten am heftigsten"
Drei Fragen an die in Kiew geborene Grünen-Politikerin Weisband
24.02.2022
epd
epd-Gespräch: Holger Spierig

Münster (epd). Nach dem Angriff auf die Ukraine fordert die in Kiew geborene Grünen-Politikerin Marina Weisband harte Sanktionen des Westens gegen Russland. Nur so könne eine weitere Eskalation verhindert werden, sagte Weisband dem Evangelischen Pressedienst (epd). Zu ihrer Familie in der Ukraine versuche sie Kontakt zu halten und dabei Fassung zu bewahren, berichtet die in Münster lebende deutsch-ukrainische Politikerin.

epd: Wie gehen Menschen in der Ukraine, mit denen Sie Kontakt haben, mit der Kriegsgefahr um?

Weisband: Ich bin mit meiner Familie seit 5 Uhr morgens in Kontakt. Man versucht, Fassung zu wahren. Sie berichten mir, dass die Straßen, Läden und Tankstellen überlaufen sind. Man versorgt sich mit Nahrungsmitteln und Benzin, das ist derzeit das Wichtigste. Die Menschen bleiben an den Nachrichten dran. Wo nötig, suchten sie Schutz in Kellern oder in Metro-Schächten. Den Kindern gibt man Malbücher mit, um sie zu beschäftigen.

epd: Was können Europa und Deutschland tun, um eine weitere Eskalation zu verhindern?

Weisband: Der Krieg in der Ukraine tobt bereits. Eine Ausweitung kann verhindert werden, indem man mit sofortigen, schnellen und harten Sanktionen den gesamten politischen Apparat Russlands überzieht. Diese Menschen informieren Putin, setzen seine Befehle um. Ohne diese Menschen wäre dieser Krieg nicht möglich.

epd: Was erwarten die Menschen in der Ukraine von Europa und Deutschland?

Weisband: Die Ukraine erwartet Waffen aus dem Westen. Viele in Deutschland fragen sich, ob dieser Konflikt etwas mit ihnen zu tun hat oder denken, Sanktionen würden hauptsächlich die Ärmsten in Deutschland treffen. Das stimmt nicht. Aber wenn Putin weiter geht, kommt der Krieg schnell in die EU. Und Krieg trifft die Ärmsten wirklich am härtesten.