Berlin (epd). Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat sich nach dem russischen Angriff auf die Ukraine mit ernsten Worten in einer TV-Ansprache an die Bevölkerung gewandt. Die Lage sei sehr ernst, sagte er in der am Donnerstagabend im Programm „Das Erste“ ausgestrahlten Ansprache. „Gerade erleben wir den Beginn eines Krieges, wie wir ihn in Europa so seit mehr als 75 Jahren nicht erlebt haben“, sagte der deutsche Regierungschef.
Scholz appellierte erneut an den russischen Staatschef Wladimir Putin, das Militär abzuziehen. Andernfalls wüssten Deutschland und seine Verbündeten sich zu schützen. „Wir sind entschlossen und handeln geschlossen. Darin liegt unsere Stärke als freie Demokratien“, sagte Scholz.
Der Kanzler sagte, er sei in Gedanken bei den tapferen Bürgerinnen und Bürgern der Ukraine. „Gerade zwei Flugstunden von Berlin entfernt sitzen im Moment Familien in Luftschutzkellern, Frauen, Männer und Kinder bangen um ihr Leben“, sagte er.
Putin wolle mit seinem Vorgehen die Zeit zurückdrehen, sagte Scholz und verwies damit indirekt auf Putins Ausführungen zur Geschichte bei der Rechtfertigung seines Vorgehens gegen die Ukraine. Es gebe aber „kein Zurück in die Zeit des 19. Jahrhunderts, als Großmächte über die Köpfe kleinerer Staaten hinweg entschieden“, sagte Scholz. Das gelte auch für die Zeit des Kalten Krieges, als Supermächte die Welt unter sich aufteilten in Einflusszonen, und die Zeit vor 1989. Damals hätten sich die Menschen in Mittel- und Osteuropa ihre Freiheit und Demokratie erkämpft, „auch in unserem Land und in der Ukraine“, sagte Scholz.
Der Bundeskanzler wird am Abend gemeinsam mit den Staats- und Regierungschefs über weitere Sanktionen gegen Russland beraten. Sie würden die russische Wirtschaft hart treffen, kündigte Scholz an. Die russische Führung werde für diese Aggression „einen hohen Preis zahlen“.