"Kneipenpastor" wird abgesetzt

Laienprediger Titus Schlagowsky in seiner Kneipe
© Tom Pingel
Als "Kneipenpastor" wurde der Laienprediger Titus Schlagowsky, der im Gefängnis zum Glauben kam, bekannt. Seit seiner Freilassung predigt er an unkonventionellen Orten, zum Beispiel in seiner Kneipe.
Umstrittener Laienprediger
"Kneipenpastor" wird abgesetzt
In der hessen-nassauischen Landeskirche (EKHN) gibt es Wirbel um die Entscheidung, sich von dem als "Kneipenpastor" bekannt gewordenen Laienprediger Titus Schlagowsky zu trennen. Seine Beauftragung als Prädikant soll nach dem Willen der Kirche im September auslaufen und nicht mehr verlängert werden.

"Die EKHN weiß, dass er manchen Menschen ins Herz und aus dem Herzen spricht", teilte Kirchensprecher Volker Rahn auf Nachfrage dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit. "Sie weiß aber auch, dass er inzwischen vor Ort zahlreiche Menschen verstört."

Niemand spreche dem Gastwirt in Nastätten seinen christlichen Glauben ab, den er selbstverständlich auch künftig weiter bekennen und mit anderen feiern könne. Allerdings sei dies künftig nicht mehr im offiziellen Auftrag der EKHN möglich, erklärte Rahn: "Nur darum geht es."

Schlagowsky hatte nach eigenen Angaben zum christlichen Glauben gefunden, als er eine Haftstrafe wegen Steuerdelikten absaß. Nach der Entlassung aus dem Gefängnis absolvierte er eine Prädikantenausbildung bei der Landeskirche, mit der er auch ohne abgeschlossenes Theologiestudium Gottesdienste leiten konnte. Im Rhein-Lahn-Kreis predigte er unter anderem vor den Bewohnern von Senioren- und Behinderteneinrichtungen. Während des Lockdowns in der Corona-Krise hatte er begonnen, unkonventionelle Gottesdienste und Andachten in seiner Kneipe aufzuzeichnen.

Ärger wegen ungenehmigter Gottesdienste

Schlagowsky teile nicht das von Prädikanten erwartete Selbstverständnis und setze vor allem auf die eigene Person, heißt es in dem Kündigungsschreiben, das der Kneipenwirt auf seiner Website veröffentlichte: "Durch Ihren Dienst im Dekanat Nassauer Land sind in den vergangenen Wochen und Monaten erhebliche Verwerfungen und Konflikte entstanden."

Seine Kirche werfe ihm vor, bei den Kneipenandachten handele es sich um nicht genehmigte Gottesdienste, sagte Schlagowsky dem epd. Zudem habe es Ärger wegen einer Heiligabend-Andacht unter freiem Himmel gegeben, die er gefeiert habe, nachdem coronabedingt der Gottesdienst in der Kirche abgesagt worden sei: "Diese Andacht war offenbar zu gut besucht."

In seiner jüngsten Kneipen-Predigt übte Schlagowsky scharfe Kritik an der Leitung der EKHN, die mitverantwortlich für die vielerorts leeren Kirchen sei. "Ich bleibe in der Landeskirche und möchte auch jeden bitten, nicht aus der Kirche auszutreten, sondern in diesem Haufen etwas zu ändern", fügte er hinzu.

In der EKHN sind Prädikantinnen und Prädikanten oft als Urlaubs- oder Vakanzvertretungen im Einsatz. Nach den Worten der Kirche besteht ihr Auftrag darin, "in ihrer eigenen Sprache zeit- und lebensnah das Evangelium zu verkündigen". Unter bestimmten Umständen dürfen sie mittlerweile auch kirchliche Trauungen und Beerdigungen leiten.