Studie: Kaum Diversität unter Corona-Protestlern

Studie: Kaum Diversität unter Corona-Protestlern
20.01.2022
epd
epd-Gespräch: Martina Schwager

Osnabrück (epd). Die Menschen, die an Demonstrationen gegen die Corona-Politik teilnehmen, sind sich laut einer Studie in ihren Ansichten sehr ähnlich: Sie hängen Verschwörungsmythen an, stimmen populistischen Aussagen zu, glauben an Selbstheilungskräfte und alternative Medizinmethoden und haben eher nationalistische Einstellungen, sagte die Osnabrücker Sozialpsychologin Julia Becker dem Evangelischen Pressedienst (epd). Sie leitete die Umfrage, an der im Frühjahr 2021 rund 1.600 Personen teilgenommen hatten.

„Wir wollten eigentlich unterschiedliche Profile herausarbeiten, wie etwa die Gruppe der Esoteriker, die Gruppe der Rechten, der Impfkritiker oder der Anhänger von Verschwörungsmythen“, erläuterte die Professorin der Universität Osnabrück. Doch erstaunlicherweise seien sich fast alle Teilnehmer in ihren Einstellungen sehr ähnlich. „Unsere Studie räumt mit dem Mythos auf, dass sich auf diesen Veranstaltungen Menschen mit ganz unterschiedlichen Ansichten treffen.“ Lediglich rund fünf Prozent seien eher unpolitisch und hingen seltener esoterischen, verschwörungstheoretischen oder rechten Ideologien an.

Allerdings klafften das Selbstbild und die tatsächliche Einstellung bei einem Teil der Befragten auseinander, erläuterte Becker. Sie verorteten sich in der politischen Mitte, äußerten aber dennoch Zustimmung zu rechtspopulistischen Aussagen wie: „Die Bundesrepublik ist durch die vielen Ausländer in einem gefährlichen Maße überfremdet“ oder „Israel führt einen Vernichtungskrieg gegen die Palästinenser“ oder „Dem deutschen Volk steht eine korrupte Elite gegenüber.“

Für die Studie wurde den Angaben zufolge ein Link zu einem Online-Fragebogen unter anderem beim Messengerdienst Telegram veröffentlicht. 1.600 Personen füllten ihn aus, zwei Drittel der Teilnehmenden waren Frauen, ebenfalls zwei Drittel hatten Abitur. Die Befragten hatten ein Durchschnittsalter von 50 Jahren.

Becker betonte, dass die Studie nicht repräsentativ sei, da die Befragten für die Teilnahme selbst initiativ werden mussten. Dennoch lasse das Ergebnis zumindest den Schluss zu, dass die Corona-Protestler weniger divers seien als häufig angenommen werde. Als „Gefahr“ bezeichnete die Sozialpsychologin verbreitete rassistischen Tendenzen sowie mangelnde Abgrenzung von rechtsextremem Gedankengut.