Caritas: Staatliche Hochwasserhilfen kommen zu langsam

Caritas: Staatliche Hochwasserhilfen kommen zu langsam
Der Deutsche Caritasverband fordert eine schnellere Auszahlung der staatlichen Gelder für die Opfer der Flutkatastrophe. "Die versprochenen staatlichen Hilfen laufen zu langsam an", kritisiert Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa.

Bad Neuenahr, Berlin (epd). Der Wiederaufbau der durch die Flutkatastrophe vom vergangenen Sommer zerstörten Orte muss nach Ansicht des Deutschen Caritasverbandes dringend forciert werden. Sie appelliere an die verantwortlichen Stellen, „die Anträge der Flutopfer schnell zu bearbeiten“, sagte Caritas-Präsidentin Eva Maria Welskop-Deffaa am Donnerstag in Bad Neuenahr-Ahrweiler (Rheinland-Pfalz). Bei einem Besuch im Ahrtal habe sie feststellen müssen, dass sich wachsender Unmut sowohl unter der Betroffenen als auch den Helfern in der Region breitmache: „Die versprochenen staatlichen Hilfen laufen zu langsam an.“

Der Caritasverband zog ein halbes Jahr nach der Umweltkatastrophe ein vorläufiges Fazit seiner Hilfe. Insgesamt konnten demnach die fünf betroffenen Diözesan-Caritasverbände Aachen, Essen, Köln, Paderborn und Trier die Opfer der Flutkatastrophe mit bislang neun Millionen Euro unterstützen. Sechs Millionen Euro davon flossen in Soforthilfen wie Bargeldauszahlungen oder Haushaltsbeihilfen, die der Wiederbeschaffung von Hausrat wie Waschmaschinen oder Kühlschränken dienten. Die übrigen drei Millionen Euro stehen für begleitende psychosoziale Angebote zur Verfügung.

Für den anstehenden Wiederaufbau von Häusern und Wohnraum werde die Caritas weitere 20 Millionen Euro bereitstellen, hieß es. „Aufgrund der Nachrangigkeit von Spendengeldern können diese Hilfen erst ausbezahlt werden, wenn Versicherungs- und staatliche Gelder bereits geflossen sind“, betonte die Caritas-Präsidentin. Deshalb sei die finanzielle Unterstützung von dieser Seite nun dringend geboten.

Der Geschäftsführer der Geschäftsstelle des Caritasverbandes Rhein-Mosel-Ahr, Richard Stahl, verwies darauf, dass sich die Zerstörungen durch das Hochwasser entlang der Ahr über eine Strecke von 60 Kilometern zögen. Innerhalb der ersten Tage nach dem Unglück sei in rund 1.700 Fällen Soforthilfe durch die Caritas geleistet worden.

Fachleute gehen davon aus, dass die Beseitigung der Schäden im Ahrtal rund sieben Jahre in Anspruch nehmen wird. „Die Caritas wird in der ganzen Phase des Wiederaufbaus die Menschen begleiten, die unserer Hilfe bedürfen“, bekräftigte Welskop-Deffaa. Man könne aber „nur in Ausnahmefällen neue Häuser bauen, am ehesten dort, wo soziale Dienste und Einrichtungen - Kitas, Altenheime und Werkstätten - in den alten Immobilien nicht weiter betrieben werden können“. Die Erfahrungen aus der Elbe-Flut von 2002 und dem Hochwasser an Donau, Neckar und anderen Flüssen 2013 hätten gezeigt, „dass Wiederaufbau und Sozialarbeit miteinander verknüpft werden müssen, um den Menschen langfristig und nachhaltig zu helfen“.

Das Hochwasser von Mitte Juli 2021, bei dem in Rheinland-Pfalz und NRW mehr als 180 Menschen starben und zahlreiche Gebäude sowie Infrastruktur zerstört wurden, war nach Ansicht der Caritas-Präsidentin eine „außergewöhnliche Katastrophe“. Man müsse sich aber bewusst machen, dass Wetter- und Naturkatastrophen weltweit als Folge der Klimakrise zunähmen. „Wir müssen mit aller Kraft alles versuchen, um die Klimakrise zu entschärfen“, mahnte Welskop-Deffaa.