Forum beklagt Menschenrechtsverletzungen im Iran

Forum beklagt Menschenrechtsverletzungen im Iran

Frankfurt a.M. (epd). Religionsvertreter und Wissenschaftler haben dem Iran gravierende Verletzungen der Menschenrechte vorgeworfen. Das Strafgesetzbuch gegen bestimmte religiöse Minderheiten sei verschärft worden, sagte der Menschenrechtsbeauftragte der Religionsgemeinschaft Bahai in Deutschland, Jascha Noltenius, auf dem digital veranstalteten Iran-Forum der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am Donnerstag. Inzwischen reiche die friedliche Ausübung der Religion, um inhaftiert zu werden.

Gegen die Bahai laufe beispielsweise in iranischen Staatsmedien eine Hetzkampagne und Hasspropaganda, berichtete Noltenius. Geschäfte von Bahai würden versiegelt, Studienverbote erlassen, Privatgrundstücke enteignet, häufig gebe es Razzien, Festnahmen und Folter. Die staatliche Verfolgung und Gewalt treffe beispielsweise auch konvertierte Christen.

Der Unternehmensberater und Mitglied des Vereins Karamat, Helmut Gabel, berichtete von der Unterdrückung und Ausschaltung von Derwischorden im Iran, die einen toleranten Sufi-Islam verträten. Ihre Versammlungshäuser würden zerstört, die Führer verhaftet oder vergiftet, die Orden von den herrschenden Mullahs übernommen. 2018 habe es schwere Angriffe auf die Mitglieder gegeben, bei denen Männer, Frauen und Kinder verletzt und massenhaft verhaftet wurden.

„Iran ist eines der brutalsten Regimes gegen die eigene Bevölkerung“, sagte die Direktorin des Frankfurter Forschungszentrums globaler Islam, Susanne Schröter. „Die religiöse Kaste und ihre Unterstützer wissen, dass sie sich nur noch mit Gewalt an der Macht halten können.“ Frauen seien seit der „islamischen Revolution“ im Recht durchweg benachteiligt. „Dass der Iran offenbar auch mit Stimmen westlicher Demokratien in die UN-Frauenrechtskommission aufgenommen wurde, ist ein Skandal“, sagte Schröter.

Die iranische Bevölkerung hoffe nicht mehr auf eine Reform des Staates, sagte der Frankfurter Religionswissenschaftler Armin Eschraghi. Der Säkularismus und der Gedanke der Entmachtung der Religion sei in breiten gesellschaftlichen Schichten populär geworden. Die große Mehrheit der Bevölkerung wünsche Rechtsstaatlichkeit, Glaubens- und Meinungsfreiheit. Es gebe selbst muslimische Geistliche, die heftige Kritik am herrschenden Islam in einer Art und Weise übten, wie sie in Deutschland als „islamophob“ bezeichnet würde.