Schwules Anti-Gewalt-Projekt fordert mehr Sensibilität bei Polizei

Schwules Anti-Gewalt-Projekt fordert mehr Sensibilität bei Polizei

Berlin (epd). Das schwule Anti-Gewalt-Projekt Maneo Berlin fordert von den Sicherheitsbehörden in vielen Bundesländern mehr Sensibilität bei schwulen-, trans- und lesbenfeindlicher Hassgewalt. Es reiche nicht aus, nur entsprechende Ansprechpersonen bei Polizei und Staatsanwaltschaft einzurichten, erklärte Maneo-Leiter Bastian Finke am Mittwoch. Vielmehr brauche es eine Kooperation zwischen der Polizei und Anti-Gewalt-Projekten, die über Fachwissen verfügten und in die queere Szene eingebunden seien.

Leider habe noch nicht alle Länderbehörden die Einsicht erreicht, dass es ein hohes Dunkelfeld gebe, das aufgehellt werden müsse, sagte Finke. So verfolgten Länder wie Bayern und das Saarland den Ansatz, dass Opferschutzbeauftragte auch die LSBTI-Community (Lesben, Schwule, Bi-, Trans- und Intersexuelle) „gewissermaßen mit-erledigen können“. Diesen „Alibistellen“ fehle aber schlichtweg die Zeit, um sich angemessen mit LSBTI-spezifischen Anliegen zu beschäftigen.

Die offiziell geringen Fallzahlen ließen sich unter anderem auf die fehlende Ausstattung der spezifischen Anti-Gewalt-Projekte in den Ländern zurückführen. „Dass der Bedarf deutschlandweit gegeben ist, zeigt sich daran, dass Maneo immer wieder Beratungsanfragen oder Hilfeersuchen aus anderen Bundesländern erreichen“, sagte Finke.

Nach seinen Angaben verzeichnete das Berliner Anti-Gewalt-Projekt im laufenden Jahr 2021 insgesamt 26 Fälle außerhalb der Hauptstadt, darunter acht aus Nordrhein-Westfalen und fünf aus Hessen. Auf Antrag Berlins will sich die seit Mittwoch tagende Innenministerkonferenz mit dem Thema beschäftigen.