Spahn: "Die Lage ist dramatisch ernst"

Spahn: "Die Lage ist dramatisch ernst"

Berlin (epd). Der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) und der Präsident des Robert Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, haben angesichts der Zahl der Covid-19-Patienten in Krankenhäusern Alarm geschlagen und eine sofortige Reduzierung von Kontakten gefordert. Die Lage sei „dramatisch ernst“, so ernst wie noch nie in der Pandemie, sagte Spahn am Freitag in Berlin. Wieler sagte, die Belastung der Intensivstationen habe einen Höchststand in der gesamten Pandemie erreicht. „Die Zahl der Kontakte muss runter“, sagte Spahn und Wieler ergänzte: „Jetzt sofort.“ Mindestens Großveranstaltungen und Feiern müssten abgesagt werden, sagte der RKI-Präsident.

„Wir müssen jetzt diese Welle stoppen, sonst erleben wir das, was wir immer vermeiden wollten, eine Überlastung des Gesundheitssystems“, sagte Spahn. Erstmals in der Pandemie müssten in größerem Umfang bis zu 100 Intensivpatienten verlegt werden. Wieler sagte, dies gehe vielleicht zwei- oder dreimal, dann nicht mehr, weil die Belastung der Krankenhäuser überall in Deutschland steigen werde. Wer glaube, die Infektionswelle rolle nur durch Baden-Württemberg, Bayern, Thüringen und Sachsen, der irre, sagte Spahn. Er forderte auch, die für den 9. Dezember geplante Ministerpräsidentenkonferenz schon in den nächsten Tagen abzuhalten.

Wieler und Spahn macht derweil eine in Südafrika entdeckte neue Variante des Coronavirus Sorgen. Wie Spahn mitteilte, wurde Südafrika zum Virusvariantengebiet erklärt. Fluggesellschaften dürfen ab Samstag nur noch deutsche Staatsbürger nach Deutschland befördern. Sie müssen zudem nach der Einreise 14 Tage in Quarantäne, auch wenn sie geimpft sind.

Die Gesundheitsämter meldeten dem RKI für die Statistik am Freitag 76.414 bestätigte Neuinfektionen binnen eines Tages. Die Zahl der Neuansteckungen pro 100.000 Einwohner binnen einer Woche lag bei 438,2. Die Zahl der innerhalb von sieben Tagen ins Krankenhaus eingewiesenen Covid-19-Patienten lag bei 5,8 pro 100.000 Einwohner. Die stationären Behandlungen werden teilweise mit deutlichen Verzug gemeldet. Das Robert Koch-Institut geht davon aus, dass die tatsächliche Hospitalisierungsinzidenz höher liegt als der offizielle Wert.