Oberbürgermeister Jung kritisiert Corona-Proteste in Leipzig scharf

Oberbürgermeister Jung kritisiert Corona-Proteste in Leipzig scharf
Ein Jahr nach der illegalen "Querdenken"-Demonstration in Leipzig mit mindestens 20.000 Teilnehmern ist in der Stadt erneut gegen die Corona-Schutzmaßnahmen demonstriert worden. Größere Aufzüge wurden diesmal verhindert.

Leipzig (epd). Nach erneuten Protesten der „Querdenken“-Bewegung gegen die Corona-Schutzmaßnahmen hat Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) die Demonstrationen verurteilt. „Nun ist die Maske endgültig gefallen“, erklärte Jung am Sonntag in Leipzig. Spätestens seit den Aufmärschen vom Samstag müsse „allen klar sein, dass die sogenannte 'Querdenker'-Bewegung nicht nur die Begleitung von rechtsextremistischen Kreisen in Kauf nimmt, sondern sich kalkuliert gewalttätig unterstützen lässt“.

Nach Polizeiangaben waren zu den Protesten am Samstag 3.000 Personen angemeldet, aber wegen der aktuellen Corona-Regeln nur 1.000 Teilnehmer ausschließlich für stationäre Kundgebungen zugelassen. Das Ziel, einen nicht genehmigten Aufzug zu verhindern, sei „konsequent umgesetzt“ worden, teilte die Polizei in der Nacht zu Sonntag in einer ersten Bilanz mit. Auf Twitter hatte die Polizei am Samstag mitgeteilt, mehrere Gruppen aus der „Querdenken“-Szene jeweils im dreistelligen Bereich hätten Aufzüge durchgeführt. Am Sonntag hieß es, Versammlungsteilnehmer illegaler Aufzüge seien gestoppt worden.

Es seien mehr als 600 Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet und 48 Straftaten erfasst worden, hieß es in einer zweiten Polizeibilanz am Sonntag. Gegen 43 bekannte Beschuldigte liefen Ermittlungen unter anderem wegen Körperverletzung, Landfriedensbruch und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. Mehr als 500 Menschen seien vorübergehend in Gewahrsam genommen, kontrolliert und erfasst worden. Auch 24 Personen des rechten Spektrums seien im Vorfeld in Gewahrsam genommen worden. Ein Polizist habe wegen Augenverletzungen durch einen Angriff mit Reizgas stationär im Krankenhaus aufgenommen werden müssen.

Eine Kundgebung des Aktionsbündnisses „Leipzig nimmt Platz“ gegen die „Querdenken“-Szene, zu der rund 500 Teilnehmer angemeldet gewesen seien, sei am frühen Abend ohne Vorkommnisse beendet worden, hieß es weiter von der Polizei. Es seien mehr als 1.500 Polizisten und Polizistinnen aus Sachsen und sieben weiteren Bundesländern sowie von der Bundespolizei im Einsatz gewesen.

Am 7. November 2020 hatten Zehntausende „Querdenken“-Demonstranten in Leipzig Polizeisperren durchbrochen und waren unerlaubt und unter Missachtung der Corona-Regeln um den Ring marschiert. Mehrere Polizisten und Journalisten wurden damals angegriffen.