Landesbischof Meister: Freiheit nicht selbstverständlich nehmen

Landesbischof Meister: Freiheit nicht selbstverständlich nehmen

Loccum (epd). Der hannoversche Landesbischof Ralf Meister hat davor gewarnt, die persönliche Freiheit als selbstverständlich zu nehmen. In der Corona-Pandemie seien viele Freiheiten vorübergehend außer Kraft gesetzt gewesen, sagte Meister in einem Rundfunkgottesdienst zum Reformationstag am Sonntag. „Das war sinnvoll und schmerzhaft zugleich. Erinnert sei nur an die eingeschränkten oder grundsätzlich verbotenen Besuche in Alten- und Pflegeheimen.“

„Für die Freiheitsrechte, die sich in unserem Grundgesetz finden, wurden innere und äußere Kämpfe geführt“, sagte Meister laut Redemanuskript während des aus der Stiftskirche des Klosters Loccum übertragenen Gottesdienstes. „Es ist verständlich, dass Menschen nicht freiwillig individuelle Freiheiten abgegeben.“ Auch der Reformator Martin Luther sei ein Freiheitskämpfer gewesen. Doch brauche die Freiheit zugleich eine Haltung und innere Verpflichtung, mahnte der evangelische Bischof an. „Denn es gibt eine Freiheit zur Gewalt, eine Freiheit zur Missachtung anderer Menschen genauso wie es eine Freiheit zum Frieden gibt und eine Freiheit zur Solidarität mit anderen Menschen.“

Martin Luther und die christliche Lehre sähen in der Freiheit ein Geschenk Gottes, sagte Meister. Vielen Menschen erscheine dagegen heute Freiheit als ein selbstverständliches Gut. Insofern sei der Konflikt zwischen individuellen Freiheitsrechten und dem Gemeinwohl in Corona-Zeiten auch eine kritische Befragung zum Umgang mit der Freiheit gewesen.

Am Reformationstag erinnern Protestanten in aller Welt an die Anfänge der evangelischen Kirche vor rund 500 Jahren. Die vom damaligen Augustinermönch Martin Luther (1483-1546) um den 31. Oktober 1517 von Wittenberg aus verbreiteten 95 Thesen gegen kirchliche Missstände wurden zum Ausgangspunkt einer Erneuerungsbewegung. Das 1163 gegründete Kloster Loccum ging um 1600 zum evangelischen Glauben über.