Geflüchtete in Tripolis fordern sofortige Hilfe von UN und Europa

Geflüchtete in Tripolis fordern sofortige Hilfe von UN und Europa

Frankfurt a.M., Tripolis (epd). Geflüchtete in Libyen fordern sofortige Hilfe von den Vereinten Nationen, der EU und Menschenrechtsorganisationen. „Es fühlt sich an, als hätte man uns hier vergessen“, sagte Yambio David aus dem Sudan am Donnerstag auf einer virtuellen Veranstaltung der italienischen Rettungsorganisation Mediterranea Saving Humans. Er lebe wie rund 2.700 weitere Geflüchtete in improvisierten Lagern in der libyschen Hauptstadt Tripolis unter prekären Bedingungen. Die Geflohenen, die meist aus Eritrea, dem Sudan und Äthiopien stammten, seien täglicher Gewalt durch die libyschen Behörden ausgesetzt.

„Hier kommt aber keinerlei Hilfe an“, kritisierte der Sudanese. Weder die Vereinten Nationen noch Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International seien vor Ort. Von einzelnen Anwohnern bekämen David und andere Geflüchtete gelegentlich Wasser oder etwas zu essen. Dies sei jedoch nicht immer so: „Viele von ihnen reagieren aggressiv auf uns“. Das liege auch daran, dass es keine sanitären Einrichtungen gebe und die Anwohner Angst vor Infektionen hätten.

Um den Menschen vor Ort zu helfen, müsse sich auch die EU, vor allem Italien, kooperationsbereit zeigen und eine gewaltfreie Evakuierung der Geflüchteten ermöglichen. In Libyen zu bleiben sei für die Hilfesuchenden keine Alternative. „Solange sich hier nichts ändert, haben wir aber keine andere Option als selbst auf uns aufmerksam zu machen“, sagte David.

Viele der Geflüchteten in Tripolis trauten sich aus Angst vor Gewalt und Festnahmen nicht mehr auf die Straße, schliefen in derartigen provisorisch eingerichteten kleinen Lagern. „Außerhalb der Lager halten sich eigentlich nur noch Männer auf. Kinder und Frauen bleiben hier, alles andere ist zu gefährlich“, berichtete David. In der unübersichtlichen Lage vor Ort komme es bei Auseinandersetzungen auch zu Toten, so David.

Auch die offiziellen Flüchtlingslager seien nicht besser, betonte der Sudanese. Dort würden Menschen festgenommen, willkürlich in Gewahrsam genommen oder gar zur Abschreckung umgebracht. Laut den UN und Menschenrechtsorganisationen herrschen in diesen Lagern der libyschen Behörden unmenschliche Verhältnisse, Gewalt und Not.