Berlin (epd). Die Taliban haben laut Menschenrechtlern mindestens 13 Angehörige der ethnischen Minderheit der Hazara getötet. Eine Untersuchung zeige, dass Taliban-Kämpfer Ende August in der afghanischen Provinz Daykundi neun Sicherheitskräfte nach ihrer Kapitulation hingerichtet hätten, erklärte erklärte Amnesty International am Dienstag in Berlin. Zwei Sicherheitskräfte seien beim Fluchtversuch erschossen worden. Zudem seien zwei weitere Menschen im Kreuzfeuer gestorben, darunter ein 17-jähriges Mädchen.
Alle Getöteten waren Amnesty zufolge Angehörige der überwiegend schiitischen Hazara, die etwa neun Prozent der rund 36 Millionen mehrheitlich sunnitischen Afghaninnen und Afghanen ausmachen. Für den Bericht haben die Menschenrechtler nach eigenen Angaben mit Augenzeugen gesprochen sowie Fotos und Videos ausgewertet. Die „kaltblütigen Hinrichtungen“ bewiesen abermals, dass die Taliban dieselben schrecklichen Verbrechen begingen wie während ihrer Herrschaft in den 1990er Jahren, sagte Amnesty-Generalsekretärin Agnès Callamard.
Nach ihrer Machtübernahme Mitte August hatten die Taliban Sicherheitskräften sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der ehemaligen Regierung eine umfassende Amnestie versprochen. Die im Bericht dokumentieren Tötungen widersprächen diesen Behauptungen, sagte Callamard. „Die Taliban müssen diese grausamen Racheaktive unverzüglich einstellen“, forderte sie. Die außergerichtlichen Hinrichtungen der Sicherheitskräfte sind den Menschenrechtlern zufolge als Kriegsverbrechen einzustufen.
Bereits während der ersten Herrschaft der Taliban von 1996 bis 2001 wurden Tausende Hazara getötet. Viele Angehörige der Gemeinschaft kämpften auf der Seite der Nord-Allianz gegen die radikal-islamische Miliz. Auch der in Afghanistan aktive Ableger des Islamischen Staates (IS-K) hatte zuletzt immer wieder Anschläge gegen Hazara verübt.