Entsetzen nach Tötung von Tankstellen-Mitarbeiter

Entsetzen nach Tötung von Tankstellen-Mitarbeiter
Nach der Tötung eines 20-jährigen Tankstellen-Mitarbeiters im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein am Samstag haben sich Politik und Experten bestürzt gezeigt.

Berlin, Essen (epd). Nach der Tötung eines 20-jährigen Tankstellen-Mitarbeiters im rheinland-pfälzischen Idar-Oberstein am Samstag haben sich Politik und Experten bestürzt gezeigt. Indessen Forscher warnen indessen vor gewaltbereiten Corona-Leugnern. Dennoch sei die Tat bislang ein Einzelfall.

Der Tankstellen-Mitarbeiter war am Wochenende offenbar nach einem Streit um die in der Tankstelle geltende Maskenpflicht von einem Kunden mit einem Revolver getötet worden. Der 49 Jahre alte mutmaßliche Täter wollte zuvor ohne den vorgeschriebenen Mund-Nasen-Schutz Bier kaufen. Nach der Tat war er vor der Polizeiinspektion in Idar-Oberstein festgenommen worden, wo er sich offenbar selbst stellte. Bei seiner Vernehmung soll er nach Polizeiangaben angegeben haben, er lehne die Anti-Corona-Maßnahmen insgesamt ab. Bei einer Wohnungsdurchsuchung konnte die Tatwaffe sichergestellt werden.

Der Bielefelder Konfliktforscher Andreas Zick sagte der „Westdeutschen Allgemeinen Zeitung“ (Mittwoch), dass es schon seit dem vergangenen Jahr Hinweise für eine zunehmende Radikalisierung der Corona-Leugner-Szene gebe. „Die Feindbilder der Corona-Proteste wurden immer stärker aggressiv aufgeladen, bei den Protesten wurde immer mehr Gewalt, zunehmend auch gegen Polizei und Journalisten ausgeübt“, sagte Zick der Zeitung. Zwar handele es sich in Idar-Oberstein um einen Einzeltäter, aber auch diese würden sich meist auf eine Szene beziehen, der sie sich zuordnen, so Zick. Der Täter habe zu Protokoll gegeben, dass er wegen der Gesamtsituation gemordet habe. „Das allein drückt schon aus, dass er sich als Vertreter einer Gruppe versteht und für andere handelt, mit denen er die Ideologie teilt.“

Auch die Polizeigewerkschaft GdP warnte eindringlich vor einer Radikalisierung der Coronaleugner-Szene. „Das ist der erste Fall einer Tötung in Verbindung mit Corona“, sagte GdP-Vize Jörg Radek den Zeitungen der Funke Mediengruppe in Essen (Mittwoch). „Wir nehmen seit letztem Jahr eine Radikalisierung von Corona-Gegnern wahr. Insbesondere im Zusammenhang von Demonstrationen im Querdenken-Milieu.“ Diese schwere Straftat sei jedoch bislang ein Einzelfall.

Die rheinland-pfälzische Landesregierung kündigte unterdessen Konsequenzen an: „In Rheinland-Pfalz verfolgen wir Hass und Hetze konsequent und ziehen alle zur Verantwortung, die im Netz Hass säen“, versicherte Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) am Dienstag in einer Presseerklärung.

Das Internationale Auschwitz-Komitee teilte in Berlin am Dienstag mit: „Bisher ist im Wahlkampf die Hass- und Gewaltbereitschaft der Querdenkerszene und ihr immer tieferes Eindringen in rechtsextreme Verschwörungstheorien und Antisemitismus kaum thematisiert worden“, sagte Christoph Heubner, Exekutiv Vizepräsident des Internationalen Auschwitz Komitees am Dienstag in Berlin.