Streit in Taliban-Führung: Mitbegründer Baradar verschwunden

Streit in Taliban-Führung: Mitbegründer Baradar verschwunden

Dubai, Kabul (epd). In der Taliban-Führung ist offenbar ein handfester Streit entbrannt. Dabei sollen der stellvertretende Regierungschef und Taliban-Mitbegründer Abdul Ghani Baradar und ein Mitglied seines Kabinetts aneinander geraten sein, wie der britische Sender BBC am Mittwoch meldete. Bereits zuvor war von Spannungen zwischen den verschiedenen Taliban-Fraktionen berichtet worden. Fragen über Aufenthaltsort und Gesundheitszustand von Baradar wurden schon am Sonntag laut, als der Chefdiplomat der Taliban einem Gespräch mit dem Außenminister von Katar, Mohammad bin Abdulrahman Al-Thani nicht beiwohnte. Baradar hatte die Taliban-Delegation bei den Verhandlungen mit den USA im katarischen Doha geleitet und gilt als prominentester Kopf der Gruppe.

Am Montag dementierte die Taliban-Führung, dass Baradar getötet worden sei und veröffentlichte einen Audio-Clip mit einem angeblichen Statement Baradars, der versicherte, er befinde sich „auf Reisen“. Ein Taliban-Sprecher sagte, Baradar halte sich ich in der südafghanischen Stadt Kandahar auf. Gerüchte über einen blutigen Streit zwischen der sogenannten Doha-Fraktion der Taliban und den Mitgliedern des Hakkani-Netzwerks, die in der Taliban-Regierung unter anderen den Innenminister und den Minister für Flüchtlinge stellen, sind bereits unmittelbar nach der Machtübernahme der Taliban Mitte August aufgekommen.

Der 53-jährige Baradar ist im Moment nicht das einzige Mitglied der Taliban-Führung mit unklarem Aufenthaltsort. Auch der oberster religiöse Führer der Taliban, Mullah Hibatullah Akhundzada, ist seit 2019 nicht mehr gesichtet worden. Gerüchten zufolge soll Hibatullah bei einem Anschlag in Pakistan ums Leben gekommen sein. Die Taliban hatten auch jahrelang den Tod von Taliban-Gründer Mullah Omar bestritten, dessen Ableben erst im Juli 2015 bestätigt wurde. Zuvor hatten die Taliban noch Statements in dessen Namen veröffentlicht.