Taliban wollen Afghanen nicht mehr ausreisen lassen

Taliban wollen Afghanen nicht mehr ausreisen lassen

Frankfurt a.M., Kabul (epd). Die Taliban schließen ein Verlängerung des Evakuierungseinsatzes internationaler Truppen am Flughafen von Kabul aus. Die vereinbarte Frist laufe am 31. August ab, sagte Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid am Dienstag in Kabul bei einer von BBC übertragenen und übersetzten Pressekonferenz. Eine Verlängerung verstoße gegen die Absprachen. Zugleich kündigte er an, Afghaninnen und Afghanen würden nicht mehr zu Flughafen gelassen. „Wir werden ihnen nicht erlauben, das Land zu verlassen.“

Seit der Machtübernahme der Taliban vor gut einer Woche bringen westliche Länder ihre Staatsangehörigen und weitere schutzbedürftige Menschen über den Flughafen Kabul außer Landes. Den USA warf Mudschahid vor, gut ausgebildete Afghaninnen und Afghanen zur Ausreise zu überreden. Er rief die Bevölkerung zum Bleiben auf. Das Land brauche gut ausgebildete Ärzte und Ingenieure, sagte er. Zugleich kündigte er an, dass die Taliban die Menschenmenge am Flughafen reduzieren wollen. Es seien zu viele Menschen dort, sie könnten ihr Leben verlieren. Die Menschen sollten in ihre Häuser zurückkehren und ihrem Alltag nachgehen.

Wie bereits vor einer Woche macht der Sprecher der radikal-islamischen Gruppe der Bevölkerung umfassende Sicherheitsversprechen. Internationale Organisationen könnten weiterarbeiten und auch Frauen dürften ihrer Arbeit nachgehen, wenn sich die Sicherheitslage entspannt habe. Niemand werde verfolgt und es gebe keine Liste, sagte Mudschahid. Damit spielte er auf Berichte an, nach denen die Islamisten systematisch nach Gegnern und ihren Angehörigen suchen und sie bedrohen.

Mit Blick auf das Pandschir-Tal, der letzten nicht von den Taliban kontrollierten Provinz, sagte Mudschahid, die Taliban strebten eine Verhandlungslösung an. Er sei sicher, dass die Kontrolle über das Gebiet ohne Kämpfe wiederhergestellt werde. „Wir wollen keinen Krieg mehr in Afghanistan.“ In dem Tal etwa 150 Kilometer nördlich von Kabul hat Ahmed Massud, Sohn des früheren Nordallianz-Führers Ahmend Shah Massud, gemeinsam mit dem früheren afghanischen Vizepräsidenten Amrullah Saleh zum Widerstand aufgerufen.

Wie eine zukünftige Regierung Afghanistans aussehen könnte, ließ der Sprecher auch bei der zweiten Pressekonferenz seit der Machtübernahme vor eineinhalb Wochen offen. Die Taliban verhandelten mit verschiedenen Gruppen und Fraktionen. Bald werde eine Regierung gebildet. Zuletzt hatte die radikalislamische Gruppe angedeutet, dabei auch ehemalige Regierungsmitglieder einzubeziehen.