Dubai, Kabul (epd). Die radikalislamischen Taliban haben drei Bezirke im Norden Afghanistans offenbar von örtlichen Milizen zurückerobert. Das berichtete der arabische Sender Al-Dschasira am Montag. Als erstes Anzeichen für einen sich formierenden Widerstand gegen die Taliban-Herrschaft hatten die Milizen am Wochenende drei von den Aufständischen eroberte Distrikte in in der Baghlan-Provinz wiedergewonnen.
Die Taliban erklärten zudem, das Pandschir-Tal, die letzte nicht von ihnen nicht kontrollierte Provinz, sei von ihren Kämpfern eingeschlossen. Zunächst solle aber auf einen Dialog gesetzt werden. In dem Tal etwa 150 Kilometer nördlich von Kabul hat Ahmed Massud, Sohn des früheren Nordallianz-Führers Ahmend Shah Massud, gemeinsam mit dem früheren afghanischen Vizepräsidenten Amrullah Saleh zum Widerstand aufgerufen.
Gleichzeitig blieb die Lage am Flughafen von Kabul, wo Tausende Familien vor den Toren auf eine Möglichkeit zur Flucht warten, weiter kritisch. Zudem drängt die Zeit, da die Evakuierungsaktionen am 31. August beendet sein sollen. Ein Taliban-Führer erklärte in einem Interview mit dem britischen Sender Sky News in Doha, eine Verlängerung der Frist komme nicht in Frage. US-Präsident Joe Biden habe einen Abzug der Truppen zum 31. August zugesichert. „Sollte die Besatzung fortgesetzt werden, wird das Reaktionen hervorrufen.“
Angesichts der Not der Menschen auf dem Flughafen wird über eine Möglichkeit diskutiert, auch nach Ende August noch Menschen ausfliegen zu können. Doch die Staatengemeinschaft ist von den US-Truppen abhängig, die den internationalen Teil des Flughafens absichern. Laut der Zeitung „The Guardian“ will die britische Regierung ein virtuelles Sondertreffen der G7-Staaten zu Afghanistan am Dienstag nutzen, um die USA um eine Verlängerung ihres Einsatzes am Kabuler Flughafen bitten. Mindestens 20 Menschen sind seit einer Woche bei dem Chaos am Flughafen ums Leben gekommen.
Weiter unklar blieb auch gut eine Woche nach der Machtübernahme der Taliban die Form der künftigen Regierung in Kabul. Am Sonntag hatten die Taliban erklärt, es werde bald eine neue Regierung bekanntgegeben werden. Derzeit werde mit politischen Führern gesprochen, darunter dem früheren Präsidenten Hamid Karzai und dem Vorsitzenden des afghanischen Versöhnungsrats, Abdullah Abdullah. Zudem kündigten die Taliban an, eine Kommission zu gründen, um Übergriffe auf Medien zu untersuchen, wie der afghanische TV-Sender Tolo News berichtete.