Kochsalzlösung statt Impfstoff: Eventuell mehr Menschen betroffen

Kochsalzlösung statt Impfstoff: Eventuell mehr Menschen betroffen

Schortens (epd). Der Impfskandal um eine examinierte Krankenschwester, die im April in einem Impfzentrum im niedersächsischen Schortens das Corona-Vakzin gegen eine Kochsalzlösung ausgetauscht haben soll, weitet sich aus. Nach den bisherigen Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft könne nicht ausgeschlossen werden, dass in weitaus mehr als den sechs bekannten Fällen eine Kochsalzlösung verabreicht wurde, teilte der Landkreis Friesland am Dienstag mit. Potenziell betroffen seien 8.557 Menschen, die zwischen dem 5. März und dem 20. April im Impfzentrum Roffhausen eine Spritze bekommen haben. Sie alle sollen per Post oder E-Mail informiert werden.

Bisher bekannt war, dass die Krankenschwester in sechs Fällen den Biontech-Impfstoff gegen eine medizinisch unbedenkliche Kochsalzlösung ausgetauscht haben soll. Als Grund hatte sie damals angeben, ihr sei eine Ampulle mit dem Vakzin zerbrochen und sie habe aus Scham den Leiter des Impfzentrums zunächst nicht informieren wollen. Der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes hatte der Frau sofort fristlos gekündigt. Die Betroffenen seien informiert und nachgeimpft worden, hieß es.

Bei den Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft war auch der Staatsschutz eingeschaltet worden, weil die Beamten auf eine „einstellige Zahl coronakritischer Posts“ der Frau bei Facebook gestoßen waren. Allerdings betonte damals eine Sprecherin der Polizei, dass ein politischer Zusammenhang nicht zu erkennen sei.

Der Landkreis Friesland rief alle Menschen auf, die in dem fraglichen Zeitraum geimpft wurden, sich telefonisch unter 0800/0005160 zu melden, so dass eine Impfung nachgeholt werden könne. Der Präsident Niedersächsischen Landesgesundheitsamtes, Matthias Pulz, sagte: „In dieser unklaren Situation ist es wichtig, dass allen möglicherweise Betroffenen zeitnah Nachholimpfungen angeboten werden. Nur so kann ein vollständiger Impfschutz sicher gewährleistet werden.“ Für Personen, die bereits zweimal korrekt geimpft worden sind, seien die Nachholimpfungen gesundheitlich unbedenklich und sollten unbedingt in Anspruch genommen werden.