Entwicklungsberater Riachi fordert Sanktionen gegen Libanons Führung

Entwicklungsberater Riachi fordert Sanktionen gegen Libanons Führung

Berlin (epd). Ein Jahr nach der verheerenden Explosion am Hafen von Beirut ist die Lage im Libanon nach Worten des Entwicklungsberaters Fadi Riachi hoffnungslos. Das Land werde von der politischen Klasse „geplündert“, und die Menschen hätten die Hoffnung verloren, sagte der Leiter des Beratungsunternehmens Bridges-Josour für lokale Entwicklung in einem Beitrag für epd video. Deshalb müsse die internationale Staatengemeinschaft einschreiten und harte Sanktionen gegen die korrupte Führung des Landes verhängen in der Art, wie sie einst gegen den Apartheidstaat Südafrika vorgegangen ist.

Die international geächtete Apartheid in Südafrika endete mit der ersten freien Wahl 1994. Zu den Sanktionen, mit denen das Land zuvor belegt war, gehörte unter anderem ein Ölembargo.

Riachi räumte ein, dass bei Sanktionen die Bevölkerung zunächst mehr leiden werde. Aber die Menschen seien dazu bereit, wenn damit das Ende der politischen Klasse eingeläutet werde, die alles für den Machterhalt tue. Er äußerte sich zuversichtlich, dass sobald der politische Stillstand beendet würde, das Land wieder wirtschaftlich aufsteigt. Der Libanon habe schon viele Krisen überlebt, und sobald es Hoffnung gebe, kämen die Libanesen, die das Land bereits verlassen hätten, in Scharen zurück.

Riachi berät seit mehr als 30 Jahren Staaten und Organisationen wie die Weltbank bei Projekten in der arabischen Welt.

Am 4. August 2020 war es auf dem Hafengelände von Beirut zu einer massiven Detonation gekommen, die das Zentrum der Stadt verwüstet und Gebäude noch Kilometer weiter beschädigt hat. Mehr als 200 Menschen kamen ums Leben. Grund für die Explosion waren 2.700 Tonnen Ammoniumnitrat, die jahrelang offenbar mit dem Wissen von Regierungsmitgliedern ungesichert im Hafen gelagert waren. Niemand wurde bislang zur Verantwortung gezogen.