Kretschmann verteidigt "Stiftung Sunnitischer Schulrat"

Kretschmann verteidigt "Stiftung Sunnitischer Schulrat"

Stuttgart (epd). Im Konflikt um die Ablehnung von islamischen Lehrbefugnissen durch die „Stiftung Sunnitischer Schulrat“ in Baden-Württemberg hat sich Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) zu Wort gemeldet. Die Stiftung sei als Übergangsinstrument gegründet worden, um islamischen Religionsunterricht überhaupt weiterentwickeln zu können, sagte Kretschmann am Dienstag in Stuttgart. Es wäre sehr bedauerlich, wenn das Projekt scheitert und damit auch der Fortgang des islamischen Unterrichts, der für junge Muslime sehr wichtig sei.

Der Staat brauche von der Verfassung her eine Religionsgemeinschaft als Ansprechpartner, erläuterte Kretschmann. Da man den Modellversuch Islamunterricht nicht ewig weiterführen könne, habe man ihn auf eine verfassungskonforme Grundlage stellen müssen. „Natürlich ist das verfassungsrechtlich schon alles auf Kante genäht“, räumte er ein. Das könne man nicht abstreiten. Sein dringender Appell an alle Beteiligten sei aber, das Projekt nicht zu gefährden.

Die „Stiftung Sunnitischer Schulrat“ wurde im Jahr 2019 gegründet, um den bekenntnisgebundenen islamischen Religionsunterricht landesweit auszubauen. Während die christlichen Kirchen und auch die Israelitischen Kultusgemeinden als Körperschaft des Öffentlichen Rechts anerkannt sind, gibt es in Baden-Württemberg bislang keine sunnitische oder schiitische anerkannte Religionsgemeinschaft. Deshalb hat die baden-württembergische Landesregierung die Stiftung als rechtliches Hilfskonstrukt ins Leben gerufen. Sie soll den islamischen Religionsunterricht verantworten und organisieren, die Bildungspläne beschließen, Religionsbücher zulassen und über die Lehrbefugnis für Lehrer und Hochschullehrer entscheiden.

Zum Konflikt kam es, als Abdel-Hakim Ourghi, der seit zehn Jahren an der Pädagogischen Hochschule in Freiburg islamische Theologie und Religionspädagogik unterrichtet und für einen liberalen Islam eintritt, keine Lehrerlaubnis erhielt. Genauso erging es auch dem Stelleninhaber der Islamischen Theologie in Weingarten im Landkreis Ravensburg, Abdel-Hafiez Massud, Arabist, promovierter Islamwissenschaftler und habilitierter Pädagoge.

Es handle sich noch um „laufende Verfahren“, betonte Kretschmann am Dienstag. Dennoch ist auf der Homepage der Stiftung unter der Rubrik „FAQ zum IRU“ bereits zu lesen, dass die Ausbildungen in Weingarten und Freiburg derzeit von der Stiftung nicht anerkannt werden