Arme Großstadt-Haushalte geben Hälfte ihres Einkommens für Miete aus

Arme Großstadt-Haushalte geben Hälfte ihres Einkommens für Miete aus

Düsseldorf (epd). Die hohen Mieten zementieren einer Studie zufolge die sozialen Ungleichheiten in den deutschen Großstädten. In Haushalten an der Armutsgrenze, die maximal 60 Prozent des mittleren Durchschnittseinkommens aller Großstädter zur Verfügung haben, betrug demnach im Jahr 2018 die Mietbelastung im Mittel rund 46 Prozent des Einkommens, wie die am Dienstag in Düsseldorf veröffentlichte Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung ergab. Mieterhaushalte mit einem hohen Einkommen von mehr als 140 Prozent des Durchschnitts wendeten hingegen lediglich knapp 20 Prozent für die Warmmiete auf.

Die Studie untersucht die Veränderungen zwischen den Jahren 2006 und 2018. In den vergangenen Jahren seien die Belastungsquoten zwar leicht zurückgegangen, weil bei Großstadtbewohnern die Einkommen im Durchschnitt stärker gestiegen seien als die Wohnkosten, hieß es. Es gebe jedoch nach wie vor große soziale Unterschiede.

Trotz verstärkter Bautätigkeit sei die Wohnungsnot in Großstädten nur geringfügig gelindert worden, erklärten die Autoren der Studie. Laut Mikrozensus 2018 hatten mehr als 7,5 Millionen Menschen in 4,4 Millionen Mieterhaushalten nur Wohnungen, die für sie zu klein oder zu teuer seien. Die Quote der „real unterversorgten“ Mieterhaushalte in deutschen Großstädten sei zwar seit 2006 um über vier Prozentpunkte gesunken, nach wie vor seien aber mit knapp 53 Prozent mehr als die Hälfte betroffen. Nach Angaben der Autoren fehlten im Jahr 2018 bundesweit 1,5 Millionen bezahlbare Wohnungen in den Großstädten.

Fast jeder zweite Haushalt, der in Deutschlands Großstädten zur Miete wohnt, zahlte im Jahr 2018 laut der Studie mehr als 30 Prozent des Nettogehaltes für die Warmmiete. In diesen mehr als vier Millionen Haushalten lebten etwa 6,5 Millionen Menschen. Knapp zwölf Prozent oder fast eine Million Haushalte wendeten mehr als die Hälfte ihres Einkommens auf.

Grundlage für die Untersuchung war der Mikrozensus 2018, der die neuesten verfügbaren Daten zu Wohnverhältnissen liefert. Die Studie bietet Vergleichsdaten für die Jahre 2006, 2010 und 2014 sowie detaillierte Zahlen für 77 deutsche Großstädte.