Betreiber: Keine neuen Erkenntnisse über Nazi-Uranreste in der Asse

Betreiber: Keine neuen Erkenntnisse über Nazi-Uranreste in der Asse
Ein wiederaufgetauchter alter Zeitungsbericht deutet darauf hin, dass im Atommülllager Asse Uranreste aus der Atombombenforschung der Nationalsozialisten liegen könnten. Die Betreibergesellschaft weiß dazu nach eigenen Angaben nichts Neues.

Wolfenbüttel (epd). Der Verbleib von Uranresten aus der Atombombenforschung der Nationalsozialisten ist weiter ungeklärt. Ob diese Reste oder Teile davon im Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel eingelagert wurden, kann der Betreiber nach eigenen Angaben nicht sagen. „Die Bundesgesellschaft für Endlagerung verfügt über keine neuen Erkenntnisse über das Inventar der Asse“, sagte die Sprecherin der Betreibergesellschaft, Monika Hotopp, am Dienstag auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Ein fast 50 Jahre alter Zeitungsbericht, der jetzt bei Recherchen von Umweltschützern wieder aufgetaucht ist, legt nahe, dass solche Abfälle im Atommülllager Asse liegen könnten.

In ihrer Ausgabe vom 29. Juli 1974 zitierte die „Hannoversche Allgemeine Zeitung“ den damaligen stellvertretenden und inzwischen verstorbenen Asse-Betriebsleiter Alwin Urff mit der Aussage: „Als wir 1967 mit der Einlagerung begannen, hat unsere Gesellschaft als erstes radioaktive Abfälle aus dem letzten Krieg versenkt, jene Uranabfälle, die bei der Vorbereitung der deutschen Atombomben anfielen. Die mußten wir nämlich aus Betonbunkern in der Nähe von München herausholen, wo sie seinerzeit deponiert worden waren, weil man damals ja nicht wußte, wo in drei Teufels Namen man das Zeug denn lassen sollte.“

Der Wolfenbütteler Umweltaktivist Andreas Riekeberg mutmaßt, Rückstände aus der Nazi-Atomforschung könnten in der ersten Einlagerungsphase, die von April bis Juli 1967 dauerte, in die Asse gebracht worden sein. Für diese Phase habe es noch keine festen Annahmebedingungen für die in das Bergwerk einzulagernden Behälter gegeben, schreibt Riekeberg in einem Beitrag für die aktuelle Ausgabe der Zeitschrift „anti atom aktuell“. Möglicherweise hänge das damit zusammen, „dass zunächst Hinterlassenschaften aus der Nazi-Atomforschung zu beseitigen waren, die weggeschafft werden sollten“.

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs arbeiteten die Nationalsozialisten zunächst in Berlin mit Hochdruck an der Entwicklung einer Atombombe. Trotz einiger Erfolge gelang es ihnen aber nicht, eine kontrollierte nukleare Kettenreaktion in Gang zu setzen. Als die britische Luftwaffe im Herbst 1943 mit ihren Angriffen auf die deutsche Hauptstadt begann, zogen die beteiligten Forscher nach Thüringen und Bayern um.

Anderen Quellen zufolge könnte deutscher Uranmüll aus dem Zweiten Weltkrieg im Mai 1967 ins Meer gekippt worden sein. Als möglicher Ort der Verklappung gilt das Iberische Becken vor der portugiesischen Atlantikküste. Im Frühjahr 2009 bestätigte die niedersächsische Landesregierung Informationen der Grünen, dass im Mai 1967 deutscher Atommüll aus dem Kernforschungszentrum Karlsruhe 400 Kilometer von der portugiesischen Küste entfernt versenkt wurde. Die rund 180 Tonnen mit schwach radioaktiven Abfällen stammten den Angaben zufolge aus dem Kernforschungszentrum Karlsruhe und wurden in Emden auf das britische Schiff „Topaz“ verladen.

Unstrittig ist, dass im Atommülllager Asse II unter anderem rund 100 Tonnen Uran lagern. Zu den eingelagerten Stoffen zählen auch 28 Kilogramm Plutonium, 87 Tonnen Thorium und etwa 500 Kilogramm Arsen. Arsen und Plutonium sind hochgiftig und schon in kleinen Dosen tödlich. Insgesamt wurden zwischen 1967 und 1978 rund 126.000 Fässer mit radioaktiven und chemischen Abfällen in die Asse gebracht. Welche Stoffe sie genau enthalten, ist der BGE nicht bekannt. Die alten Aktenbestände seien lückenhaft und unvollständig, heißt es. Weil das Bergwerk instabil ist und voll Wasser zu laufen droht, sollen die Behälter nach Möglichkeit geborgen und an die Oberfläche geholt werden.