Erzbischof Marx kritisiert "manches an Gehabe" seiner Kirche

Erzbischof Marx kritisiert "manches an Gehabe" seiner Kirche

München (epd). Kardinal Reinhard Marx hat am Sonntag im Münchner Liebfrauendom „manches an Gehabe und an Selbstbewusstsein“ der Institution Kirche kritisiert. „All das ist vielleicht doch vorüber“, sagte der Münchner Erzbischof laut Mitteilung vom Sonntag in seiner Predigt - vor allem, wenn dieses „Gehabe“ und „Selbstbewusstsein“ auf Macht und Einfluss ausgerichtet sei.

Marx ging damit näher auf seine Äußerung ein, die Kirche sei an einem gewissen „toten Punkt“ angekommen. „Das ist keine Kritik, sondern einfach nur ein Aufruf, ein Weckruf“, erläuterte Marx seine Beweggründe. Die Formulierung vom „toten Punkt“ hatte Marx in seinem Brief vom 21. Mai, in dem er Papst Franziskus seinen Rücktritt als Münchner Erzbischof angeboten hatte, verwendet.

Marx sagte am Sonntag weiter, er freue sich dass in der Kirche so viele „engagierte Brüder und Schwestern“ tätig seien. Jedes Engagement werde kostbar bleiben in alle Ewigkeit - „und doch fragen wir uns: Ist nicht manches an der Sozialgestalt der Kirche vorüber?“ Damit meine er aber nicht das Evangelium, nicht den Einsatz für die Kranken, nicht den Einsatz für den Nächsten und auch nicht die Feier der Eucharistie, stellte Marx klar.

Marx hatte Papst Franziskus am 21. Mai seinen Rücktritt als Erzbischof von München und Freising angeboten und dies am 4. Juni öffentlich gemacht. Mit diesem Schritt wollte der 67-jährige nach eigenem Bekunden Mitverantwortung übernehmen „für die Katastrophe des sexuellen Missbrauchs durch Amtsträger der Kirche in den vergangenen Jahrzehnten“. Franziskus hat das Rücktrittsangebot inzwischen abgelehnt.