135.000 Kurzarbeiter stockten Einkünfte mit Hartz IV auf

135.000 Kurzarbeiter stockten Einkünfte mit Hartz IV auf
Trotz der massenhaften Zahlung von Kurzarbeitergeld gab es in der Grundsicherung einen deutlichen Corona-Effekt. Bei etwa 135.000 Kurzarbeitern reichten die Einkünfte nicht mehr aus, sodass sie Unterstützung durch das Jobcenter benötigten.

Frankfurt a.M. (epd). In der Corona-Pandemie haben zwischen April 2020 und April 2021 etwa 135.000 Kurzarbeiterinnen und Kurzarbeiter ihre Einkünfte mit Hartz-IV-Leistungen aufgestockt. Insbesondere im April und Mai 2020 kam es zu einem sprunghaften Anstieg, wie die Bundesagentur auf Anfrage der Linken-Abgeordneten Sabine Zimmermann mitteilte. Zimmermann sagte, die Zahlen zeigten sehr deutlich, dass das Kurzarbeitergeld für viele Menschen zu niedrig sei, besonders in den ersten Monaten. Das treffe vor allem Beschäftigte mit kleinem Einkommen. Über die Zahlen hatte zuerst die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (Dienstag) berichtet.

Zimmermann erklärte, die Zahl der Anspruchsberechtigten auf aufstockendes Hartz IV dürfte sogar noch weitaus größer sein, da viele den Gang zum Jobcenter scheuten und stattdessen ihre Ersparnisse aufbrauchten. Die arbeitsmarktpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag kritisierte, die Bundesregierung lasse Geringverdienende beim Kurzarbeitergeld im Stich. Nötig sei ein Kurzarbeitergeld von 90 Prozent vom letzten Netto vom ersten Tag.

Geringverdienende bräuchten außerdem ein Mindestkurzarbeitergeld von 1.200 Euro, wie es auch die Gewerkschaften fordern, betonte Zimmermann. Das entspreche für Mindestlohnbeschäftigte 100 Prozent vom letzten Netto. „Nur so lässt sich verhindern, dass Kurzarbeitende in Armut geraten“, sagte sie.

Aktuell erhalten Beschäftigte 60 Prozent des letzten Nettoentgelts als Kurzarbeitergeld (Beschäftigte mit mindestens einem Kind: 67 Prozent). Ab dem vierten Bezugsmonat kann das Kurzarbeitergeld unter bestimmten Voraussetzungen auf 70 beziehungsweise 77 Prozent erhöht werden, vom achten Bezugsmonat an sind Zahlungen von 80 beziehungsweise 87 Prozent möglich.

Die Zahl der Kurzarbeitenden belief sich laut Bundesagentur für Arbeit zuletzt (im März 2021) auf 2,61 Millionen. Auf dem bisherigen Höchststand im April 2020 waren es knapp sechs Millionen.