Präsidentschaftswahl in Peru noch nicht entschieden

Präsidentschaftswahl in Peru noch nicht entschieden

Berlin, Lima (epd). Das Kopf-an-Kopf-Rennen bei der Stichwahl um das Präsidentenamt in Peru ist noch nicht entschieden. Der Linkspolitiker Pedro Castillo liegt nach Auszählung von 96 Prozent der Wahlzettel mit 50,37 Prozent der Stimmen vorn, wie die Wahlbehörde ONPE am Montagabend (Ortszeit) mitteilte. Die Konservative Keiko Fujimori kam auf 49,63 Prozent der Stimmen. Noch nicht ausgezählt sind die Wahlzettel aus dem Ausland, die möglicherweise entscheidend sein werden. Beide Kandidaten hatten bei ihrer Stimmabgabe am Sonntag versprochen, das Wahlergebnis zu akzeptieren.

Der 51-jährige Grundschullehrer und Gewerkschafter Castillo rief seine Anhänger auf, Ruhe zu bewahren, bis die letzte Stimme ausgezählt sei. Der Wille des Volkes müsse respektiert werden, sagte er. Fujimori kritisierte eine „Vielzahl von Unregelmäßigkeiten“ in den Wahllokalen, in denen Castillo vorn liegt. „Sie wollen die Ergebnisse, die den Willen des Volkes spiegeln, verfälschen oder verzögern“, sagte die 46-Jährige.

Bei der Auszählung lag Fujimori zunächst knapp vorn. Aber Castillo profitierte von den Stimmzetteln aus ländlichen Regionen, die im Laufe des Wahlabends eintrafen. Castillo genießt in der ländlichen ärmeren Bevölkerung den größten Rückhalt, während Fujimori in der Hauptstadt Lima gewinnen konnte.

Keiko Fujimori ist die Tochter des früheren autoritären Präsidenten Alberto Fujimori (1990-2000), der eine 25-jährige Haftstrafe wegen schwerer Menschenrechtsverletzungen verbüßt. Sie gilt als Vertreterin der Elite und trat bereits dreimal bei der Stichwahl um das Präsidentenamt an. Fujimori ist in den Korruptionsskandal um den brasilianischen Baukonzern Odebrecht verwickelt und verbrachte insgesamt 16 Monate in Untersuchungshaft.

Castillo von der Linkspartei Perú Libre verspricht ein Ende des neoliberalen Wirtschaftsmodells. Er will sämtliche transnationalen Verträge im Bergbau neu verhandeln und den Staat mit 80 Prozent an den Einnahmen beteiligen.

Peru leidet sehr unter der Corona-Krise. Die Wirtschaft ist stark eingebrochen, die Armut hat deutlich zugenommen.