Forscher fordern Senkung des Kinderfreibetrags

Forscher fordern Senkung des Kinderfreibetrags

Berlin (epd). Die steuerliche Behandlung von Familien mit Kindern durch Kindergeld und Kinderfreibeträge begünstigt nach Berechnungen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) Haushalte mit hohen Einkommen. Die Forscher fordern deshalb, den Kinderfreibetrag deutlich zu senken. Die dadurch entstehenden Mehreinnahmen des Staates von bis zu 3,5 Milliarden Euro sollten für die Bildungsinfrastruktur und für einkommensschwache Haushalte eingesetzt werden. „Jedes vierte bis fünfte Kind in Deutschland lebt in relativer Armut. Bedürftige Familien mit Kindern sollten höhere Geldleistungen vom Staat bekommen“, sagte DIW-Forscher Stefan Bach dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Rund rund 2,8 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland sind nach Schätzungen armutsgefährdet. Der Anteil armutsgefährdeter Kinder hält sich laut DIW seit Jahren relativ konstant bei etwas über 20 Prozent.

„Der Kinderfreibetrag könnte von derzeit 8.388 Euro deutlich reduziert werden“, sagte Bach dem epd. Denn beim Kinderfreibetrag entfielen nur 5.460 Euro auf die notwendigen Lebenshaltungskosten der Kinder für Nahrung, Kleidung, Wohnung, Gesundheit. Zusätzlich berücksichtige das Steuerrecht pauschal 2.928 Euro für den Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf eines Kindes - unabhängig davon, ob die Aufwendungen in dieser Höhe in den Familien auch tatsächlich anfallen. „Bei den meisten Steuerpflichtigen dürften sie in dieser Höhe nicht vorliegen“, sagte Bach.

Da diese Summe „nicht nachvollziehbar“ sei, sollte eine deutlich niedrigere Pauschale für den Aufwand für Betreuungs- und Erziehungs- oder Ausbildungsbedarf reichen. Bach hält statt knapp 3.000 Euro lediglich 600 Euro im Jahr für angemessen.

Allerdings sollten tatsächlich entstehende höhere Beträge bei entsprechenden Nachweisen abgezogen werden dürfen, gegebenenfalls bis zu bestimmten Höchstgrenzen für einzelne Ausgabenarten. „Mit dieser Reform könnte der Kinderfreibetrag auf 6.060 Euro sinken“, empfehlen die DIW-Forscher in ihrer Studie.

Die Senkung des Kinderfreibetrags würde Mehreinnahmen von rund 3,5 Milliarden Euro im Jahr bewirken. „Die zusätzlichen staatlichen Finanzmittel könnten gezielt für das Kindeswohl und die Senkung von Kinderarmut verwendet werden“, schlägt Bach vor. Zum einen könnten dadurch Betreuungs-Infrastruktur und Bildungsangebote für Kinder verbessert werden. Zum anderen könnten die Mittel verwendet werden, um gezielt arme Familien finanziell zu unterstützen und außerdem für alle das Kindergeld zu erhöhen, so das DIW.