Antisemitismusbeauftragter: Phänomen wurde bislang unterschätzt

Antisemitismusbeauftragter: Phänomen wurde bislang unterschätzt

Berlin (epd). Der Antisemitismus in Deutschland ist nach Ansicht der Berliner Polizei zu lange von Politik und Gesellschaft unterschätzt worden. „Nicht nur der muslimische Antisemitismus, sondern Antisemitismus in Gänze wurde viel zu lange nicht so wahrgenommen, wie man ihn hätte wahrnehmen müssen“, sagte der Antisemitismusbeauftragte der Berliner Polizei, Wolfram Pemp, dem „Tagesspiegel“ (Samstag). Einige seien davon ausgegangen, „das Thema hätte sich für uns erledigt: Doch es hat sich eben nicht erledigt“, betonte Pemp.

Dies zeige sich nicht nur im Kontext pro-palästinensischer Demonstrationen, sondern auch beispielsweise bei Protesten der sogenannten Corona-Bewegung. Dort verbreiteten meist Menschen ohne jeglichen Migrationshintergrund die krudesten antisemitischen Theorien, erklärte Pemp.

Die Berliner Polizei habe das Thema Hasskriminalität, zu dem der Antisemitismus dazu gehöre, als Schwerpunkt erkannt, sagte Pemp weiter. Neben ihm gebe es seit diesem Jahr eine zweite hauptamtliche Ansprechperson für Antisemitismus und andere Phänomene gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit sowie acht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, „die uns unterstützen und die sich um diese Themenfelder kümmern“. Zudem setze die Polizeiakademie entsprechende Schwerpunkte und gemeinsam mit der Recherchestelle für Antisemitismus (RIAS) gebe es ein Projekt zur Sensibilisierung von Polizisten: „Wir arbeiten also daran, aber wir bekommen auch niemals eine 100-prozentige Lösung hin.“ Ziel müsse es sein, „dass möglichst viele Kollegen sensibilisiert werden“, sagte Pemp.