Große Resonanz auf bundesweite Aktion #liebegewinnt

Große Resonanz auf bundesweite Aktion #liebegewinnt
Um den 10. Mai herum haben mehr als 100 meist katholische Gemeinden in ganz Deutschland zu "Segnungsgottesdiensten für Liebende" eingeladen. Damit wolle man die Vielfalt der Menschen feiern - auch als Signal an Rom für mehr Toleranz.

Frankfurt a.M. (epd). Die Initiatoren von #liebegewinnt haben eine positive Bilanz ihrer Aktion für mehr Toleranz in der katholischen Kirche gegenüber gleichgeschlechtlichen Paaren gezogen. Aus einem „Graswurzel“-Impuls sei eine Bewegung hervorgegangen, die am Ende 110 offiziell gelistete Segnungsgottesdienste hervorgebracht habe, erklärte die Initiative am Montag: „Es ging bewusst darum, diese öffentlich zu vollziehen.“ Um den 10. Mai herum wurde dazu an unterschiedlichen Orten in Deutschland zu „Segnungsgottesdiensten für Liebende“ eingeladen. Diese sollten meistens am frühen Abend stattfinden.

Die zum Teil jahrzehntelange Praxis des heimlichen Segnens habe man als unwürdig empfunden, hieß es weiter: Unwürdig für die zu segnenden Paare und unwürdig für die Kirche. Die Aktion #liebegewinnt sei eine spontane Reaktion auf Äußerungen aus dem Vatikan gewesen. Die Kongregation für die Glaubenslehre hatte am 15. März eine Note veröffentlicht, die zu dem Schluss kommt, dass die Kirche nicht die Vollmacht habe, Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts zu segnen. Dagegen hatte es auch unter deutschen Bischöfen viel Kritik gegeben.

Es sei für seinen Bereich überhaupt „keine spektakuläre Aktion, es hat nicht den Hauch von Protest oder Provokation“, sagte Kapuzinerpater Stefan M. Huppertz von der Liebfrauenkirche in Frankfurt am Main dem Evangelischen Pressedienst (epd). In seinem Fall sei es eine ganz normale Messe am Montagabend, zu der auch sonst rund 60 bis 70 Leute kommen. Es gehe „im Gottesdienst auch gar nicht ausdrücklich um Paare oder Homosexualität“. In den Texten des Gottesdienstes gehe es um „Weg-Gemeinschaft, um die Wahrnehmung von Lebenswirklichkeit“.

Am Ende der Messe in der Frankfurter Liebfrauenkirche seien alle Anwesende - Einzelpersonen, Familien, heterosexuelle oder homosexuelle Paare - eingeladen, um nach vorne zu kommen. Mit zwei Priestern werde dann an zwei Seitenaltären der Segen ausgeteilt. Dann könnten die Menschen auch sagen, was sie beschäftigt und wofür sie um den Segen bitten. In Corona-Zeiten erfolge der Segen allerdings berührungslos mit Maske und Abstand. Also eine „ganz schlichte Angelegenheit, keine Protestaktion“, so Pater Stefan, der Rektor der Liebfrauenkirche ist und das Kloster mitleitet.

Wie die Aktion #liebegewinnt erklärte, arbeiten gerade in Berufen, in denen das christliche Menschenbild besonders praktiziert werde wie in der Pflege oder der sozialen Arbeit überdurchschnittlich viele Menschen, die in kirchlicher Anstellung zum Teil jahrelang über ihre Sexualität schweigen mussten: „Sexualität aber gehört zu den identitätsstiftenden Wesenszügen eines jeden Menschen.“

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hatte Ende April gesagt, er halte öffentliche Aktionen wie diese nicht für ein hilfreiches Zeichen und einen weiterführenden Weg. Segnungsgottesdienste hätten ihre eigene theologische Würde und pastorale Bedeutung. „Sie sind nicht als Instrument für kirchenpolitische Manifestationen oder Protestaktionen geeignet“, so der Limburger Bischof.

Dagegen erklärte das Katholische LSBT+Komitee Anfang Mai, mit der bundesweiten Aktion gebe die katholische Kirche Paaren die Würde und Akzeptanz zurück, die ihnen durch die Ablehnung des Vatikans genommen worden sei. Laut der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche haben sich bislang Hunderte von Priestern und pastoralen Mitarbeitern mit den Zielen der Aktion solidarisch erklärt.

Das Katholische LSBT+Komitee ist ein kirchenpolitisches Arbeitsbündnis und setzt sich für die Gleichberechtigung von queeren Personen in der römisch-katholischen Kirche ein.