Forschungsprojekt zur Hamburger Kinderverschickung

Forschungsprojekt zur Hamburger Kinderverschickung

Hamburg (epd). Ein Forschungsprojekt der Ev. Hochschule für Soziale Arbeit und Diakonie soll Erfahrungen und Hintergründe der Kinderverschickung in Hamburg zwischen 1945 und 1980 untersuchen. Dabei geht es um Kinder, die für mehrwöchige Aufenthalte zur Kur oder Genesung in Kinderkureinrichtungen untergebracht waren. Zahlreiche Berichte schildern die oft lieblose und demütigende Behandlung bis hin zu körperlicher Gewalt. In zwei Jahren sollen erste Ergebnisse vorliegen, wie die Hochschule am Freitag mitteilte. Gesucht werden jetzt Zeitzeugen.

Nach grober Schätzung wurden in Westdeutschland zwischen den 50er und 90er Jahren etwa acht Millionen Kinder über mehrere Wochen oder Monate von ihren Eltern getrennt und in Kinderkurheime gebracht. Häufige Ziele waren die nord- und ostfriesischen Inseln sowie die Mittel- und Hochgebirge. Die Kinder hatten meist Bronchitis, Über- oder Untergewicht oder chronische Blässe.

Jedoch kamen viele dieser Kinder traumatisiert zurück. Die Betroffenen berichten von Essenszwang und gewalttätiger Einfütterung bis hin zum Erbrechen. Auch von harten Strafen wie Schlafentzug oder Ans-Bett-Fesseln erzählen die Betroffenen. Eltern hatten kein Besuchsrecht. Methodisch gesicherte Erkenntnisse dazu liegen bislang allerdings kaum vor. Untersucht werden jetzt in Hamburg die Einrichtungen des Vereins für Kinder- und Jugendgenesungsfürsorge und der Rudolf-Ballin-Stiftung.