Coronaschutzimpfung durch Kochsalzlösung ausgetauscht

Coronaschutzimpfung durch Kochsalzlösung ausgetauscht
Eine Krankenschwester hat offenbar in sechs Impfdosen das Corona-Vakzin gegen eine wirkungslose aber ungefährliche Kochsalzlösung ausgetauscht. Weil unbekannt ist, wer eine falsche Spritze bekam, müssen 200 Geimpfte nachgetestet werden.

Schortens (epd). Eine examinierte Krankenschwester des Deutschen Roten Kreuzes soll in einem Impfzentrum in Niedersachsen in sechs Fällen den Biontech-Impfstoff gegen eine Kochsalzlösung ausgetauscht haben. Grund sei offenbar gewesen, dass der etwa 40-jährigen Frau im Impfzentrum Friesland in Schortens bei Wilhelmshaven zuvor eine Ampulle mit dem Vakzin zerbrochen sei und sie nicht darüber habe informieren wollen, sagte der Leiter des Zentrums, Uwe Nietsche, am Sonntag. Das Landesgesundheitsamt versicherte, dass für die sechs Personen, denen die Kochsalzlösung gespritzt wurde, keine Gesundheitsgefährdung bestehe.

Polizei und Staatanwaltschaft ermittelten nun wegen möglicher Körperverletzung, sagte der Leiter der Polizeiinspektion Wilhelmshaven/Friesland, Heiko von Deetzen. In einer Vernehmung am Samstag habe die Frau den Vorfall eingeräumt. Der Geschäftsführer des DRK Kreisverbands Jeverland, Carl-Martin Köhler, ergänzte, der seit Jahresbeginn fest angestellten Krankenschwester sei fristlos gekündigt worden.

Die Frau habe am vergangenen Mittwoch die Aufgabe gehabt, den in konzentrierter Form angelieferten Impfstoff gemäß der Vorgaben mit einer Kochsalzlösung zu verdünnen und anschließend auf Spritzen aufzuziehen, erläuterte der Chef des Impfzentrums, Nietsche. Weil sie dabei alleine war, habe sie den Vorfall vertuschen können. Der Vorfall sei ärgerlich, weil genug Impfstoff vorhanden gewesen sei, um das zerbrochene Fläschchen zu ersetzen. "Missgeschicke können geschehen." Hätte sich die Frau sofort gemeldet, wäre kein weiterer Schaden entstanden.

Da sich nicht feststellen lasse, wer mit der Kochsalzlösung statt des Vakzins geimpft wurde, sollen alle 200 an dem Mittwoch bis 13 Uhr Geimpften am 5. Mai einem Antigentest unterzogen werden, wie Landrat Sven Ambrosy (SPD) ankündigte. Dann lasse sich feststellen, ob sich Antikörper gebildet hätten oder nicht. Würden diese Antikörper nicht nachgewiesen, erhielten die Betroffenen eine Nachimpfung. Ambrosy sprach von einem schockierenden Vorfall.