Mehr Sauerstoff im Ozean am Äquator

Mehr Sauerstoff im Ozean am Äquator

Kiel (epd). Während in vielen Regionen der Ozeane der Sauerstoffgehalt abnimmt, steigt er am Äquator. Eine deutsch-französische Studie unter Leitung des Geomar Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung Kiel hat anhand von Langzeitbeobachtungen das komplexe Wechselspiel der äquatorialen Strömungen untersucht, wie Geomar am Montag mitteilte. Festgestellt wurde dabei, dass die Strömungen am Äquator in den vergangenen 15 Jahren stark zugenommen haben. Dies habe letztendlich auch Auswirkungen auf die Fischerei in den Tropen.

Global hat der Sauerstoffgehalt der Ozeane in den letzten 60 Jahren laut Geomar um etwa zwei Prozent abgenommen. Besonders kritische Regionen sind die tropischen Ozeane mit ihren sauerstoffarmen Gebieten. Diese Regionen sind durch ein komplexes System von Meeresströmungen gekennzeichnet. Direkt am Äquator befindet sich eine der stärksten Strömungen, der Äquatoriale Unterstrom (EUC), der Wassermassen ostwärts quer über den Atlantik transportiert. Der EUC transportiert hierbei etwa 60 Mal mehr Wasser als der Amazonas.

Seit mehreren Jahren schon untersuchen Geomar-Wissenschaftler mit Hilfe ortsfester, verankerter Beobachtungsplattformen diese Strömung. Basierend auf den Messdaten konnten die Wissenschaftler nachweisen, dass sich der Äquatoriale Unterstrom zwischen 2008 und 2018 um mehr als 20 Prozent verstärkt hat. Die Verstärkung dieser Meeresströmung ist mit steigenden Sauerstoffkonzentrationen verbunden.

"Diese Erkenntnis klingt zunächst ermutigend, beschreibt aber nicht die gesamte Komplexität des Systems", sagte Professor Peter Brandt, Projektleiter bei Geomar. Die Analyse eines 60 Jahre umfassenden Datensatzes habe gezeigt, dass der jüngste Sauerstoffanstieg auf eine jahrzehntelange Abnahme der Sauerstoffkonzentration folgte. So wurden niedrige Werte in den 1990er und frühen 2000er Jahren und hohe Konzentrationen in den 1960er und 1970er Jahren gefunden. Die neuen Ergebnisse würden daher nicht dem globalen Trend widersprechen. Sie deuteten eher auf eine mögliche Abschwächung der Strömung und eine verstärkte Sauerstoffabnahme in der Zukunft hin.

Die Untersuchungen basieren unter anderem auf einer Schiffsexpedition Ende 2019 mit dem deutschen Forschungsschiff "Meteor" entlang des Äquators. Eine Folgeexpedition mit der "Meteor" musste coronabedingt abgesagt werden. Unter Einhaltung von Quarantäneauflagen sollen jetzt mit dem Forschungsschiff "Sonne" im Juni und August 2021 mehrere Langzeitverankerungen im tropischen Atlantik untersucht werden.