Enke-Stiftung: Corona-Krise belastet Menschen mit Depressionen

Enke-Stiftung: Corona-Krise belastet Menschen mit Depressionen

Barsinghausen (epd). Die Robert-Enke-Stiftung, die Projekte gegen Depressionskrankheiten unterstützt, verzeichnet während der Corona-Pandemie vermehrt Anrufe von Hilfesuchenden. Bei den Menschen mache sich immer mehr Verzweiflung breit, sagte Stiftungsgründerin Teresa Enke der in Hannover erscheinenden "Neuen Presse" (Montag). "Wir hören oft Sätze wie: Ich kann nicht mehr." Sie selbst habe keine Prädisposition für Depressionen und sei dennoch schon am Limit: "Wie muss es dann erst Menschen gehen, die für psychische Erkrankungen anfällig sind?"

Menschen mit Depressionen bräuchten Routinen, die aber aufgrund der Pandemie zurzeit wegfielen, sagte die Witwe des einstigen Fußball-Nationaltorhüters Robert Enke (1977-2009). Manche Anrufer vermissten es, ins Schwimmbad zu gehen, andere fehlten ihre Bridge-Runden. Es gebe finanzielle Sorgen und Existenzängste: "Es ist die Perspektivlosigkeit, nicht zu wissen, wann die Pandemie vorüber ist und wie es danach weitergeht."

Enke empfiehlt Menschen, die keine Freude mehr an Dingen hätten, die ihnen zuvor Spaß gemacht hätten, sich Eltern, Freunden oder dem Partner anzuvertrauen. "Man sollte sich jemanden suchen, der helfen kann", sagte sie. "Jemandem, der depressiv ist, fällt es schwer, Dinge selbst in die Hand zu nehmen." Angehörige und Freunde wiederum sollten das Gespräch zu den Betroffenen suchen und etwa auf Therapeuten hinweisen, ohne Druck zu machen. Wenn die Betroffenen abblockten, sollten sie trotzdem den Kontakt nicht abreißen lassen.

Von der Politik forderte Enke, eine bessere Versorgung psychisch Kranker zu ermöglichen. "Es kann nicht sein, dass man warten muss, bis im besten Fall die Depression von allein weggeht oder im schlimmsten Fall sich der- oder diejenige das Leben genommen hat."

Teresa Enke hatte die Stiftung 2010 im Gedenken an ihren Mann gegründet. Der beliebte Fußballer hatte sich im November 2009 wegen Depressionen das Leben genommen. Er hatte seine Erkrankung zu Lebzeiten nicht öffentlich gemacht. Sein Tod löste eine Debatte über den Umgang mit seelischen Erkrankungen im Leistungssport aus.