Prozess nach tödlichem Messerangriff auf schwules Paar

Prozess nach tödlichem Messerangriff auf schwules Paar

Dresden (epd). Sechs Monate nach dem Angriff auf ein schwules Paar in Dresden beginnt am Montag der Prozess gegen einen 21-jährigen Syrer. Die Bundesanwaltschaft wirft dem Beschuldigten Mord, versuchten Mord sowie gefährliche Körperverletzung vor. Die Verhandlung findet vor dem Oberlandesgericht Dresden unter strengen Sicherheitsvorkehrungen statt. Nach dem Angriff am 4. Oktober 2020 starb ein 55-Jähriger an den Folgen der Messerattacke, sein 53-jähriger Partner wurde schwer verletzt. (AZ: 4 St 1/21)

Der mutmaßliche Täter Abdullah A. soll auf die beiden Touristen aus Nordrhein-Westfalen unvermittelt eingestochen haben. Er habe aus einer radikal-islamistischen Gesinnung heraus gehandelt, wie die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe mitteilte. Laut Anklage wählte er die Tatopfer aus, um sie als Repräsentanten einer vom ihm als "ungläubig" abgelehnten freiheitlichen und offenen Gesellschaftsordnung zu bestrafen. Der Syrer soll die beiden als schwules Paar erkannt haben.

Für die Hauptverhandlung in Dresden sind zunächst Termine bis Ende Mai angesetzt. Die Bundesanwaltschaft hatte das Ermittlungsverfahren am 21. Oktober an sich gezogen. Der Syrer wurde nach Angaben der Behörde am 20. Oktober 2020 vorläufig festgenommen. Er befindet sich seit dem 21. Oktober in Untersuchungshaft.

Der mutmaßliche Täter war dem sächsischen Verfassungsschutz und dem Landeskriminalamt Sachsen seit 2017 als islamistischer Gefährder bekannt. Erst wenige Tage vor dem Angriff er aus der Jugendhaftanstalt Regis-Breitingen entlassen worden.