Geflüchteter Syrer zieht Bundestagskandidatur wegen Bedrohung zurück

Geflüchteter Syrer zieht Bundestagskandidatur wegen Bedrohung zurück

Oberhausen (epd). Der aus Syrien stammende Grünen-Bundestagskandidat Tareq Alaows zieht seine Kandidatur wegen Bedrohungen zurück. "Die hohe Bedrohungslage für mich, und vor allem für mir nahestehende Menschen, ist der wichtigste Grund für die Rücknahme meiner Kandidatur", teilte Alaows am Dienstag mit. Zudem erklärte er, dass die massiven Rassismuserfahrungen, die er während seiner Kandidatur erfahren musste, "erschreckend" gewesen seien. "Meine Kandidatur hat gezeigt, dass wir in allen Parteien, der Politik und der Gesellschaft starke Strukturen brauchen, die strukturellem Rassismus entgegentreten und Betroffenen helfen."

Der 31 Jahre alte Alaows war im Januar als Direktkandidat für die Grünen in Oberhausen und Dinslaken nominiert worden. "Ich kandidiere als erster aus Syrien Geflüchteter für den Bundestag, um mit meiner Stimme die Rechte von Geflüchteten und Migrantinnen und Migranten in Deutschland zu vertreten und für eine vielfältige und gerechte Gesellschaft für alle einzutreten", hatte er damals erklärt. In seiner Begründung für den Rückzug unterstrich er nun, dass die große öffentliche Aufmerksamkeit für seine Kandidatur gezeigt habe, "was für uns geflüchtete Menschen möglich sein" könne. "In unserer Gesellschaft mangelt es leider an diskriminierungsfreien Räumen in allen Bereichen des Lebens."

Im Jahr 2015 war Alaows nach einem Jurastudium aus Syrien nach Deutschland geflüchtet. In einem Interview mit "Zeit Online" hatte er angekündigt, die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen zu wollen, um die Voraussetzung dafür zu schaffen, sich um das Bundestagsmandat für die Wahl im September zu bewerben. Alaows war auch im Koordinierungskreis der Bewegung Seebrücke aktiv, die sich für die Rettung und Aufnahme von Flüchtlingen einsetzt.

Zu seinem persönlichen Schutz und dem seines privaten Umfelds will sich Alaows zunächst aus der Öffentlichkeit zurückziehen. Die Grünen in Oberhausen und Dinslaken bedauerten den Rückzug ihres Kandidaten. "Wir hätten uns gewünscht, weiterhin mit Herrn Alaows als unseren Bundestagskandidaten für eine humane Asyl- und Migrationspolitik streiten zu können. Leider ist dies aufgrund der angespannten Sicherheitslage nicht mehr möglich", erklärten der Kreis- und Ortsverband.