Kölner Erzbischof schließt eigenen Rücktritt aus

Kölner Erzbischof schließt eigenen Rücktritt aus
Der Kölner Erzbischof Woelki hat einen Rücktritt im Zusammenhang mit dem vergangene Woche veröffentlichten Gutachten zum Umgang mit Missbrauchfällen im Erzbistum Köln ausgeschlossen. Ein Rücktritt wäre nur ein Symbol, die Probleme würden bleiben.

Köln (epd). Der Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki hat nach der Veröffentlichung des Missbrauchsgutachtens persönliche Versäumnisse eingeräumt, seinen Rücktritt aber ausgeschlossen. Die moralische Verantwortung für die mangelnde Aufklärung sexuellen Missbrauchs liege auch bei ihm, erklärte Woelki am Dienstag. "Ich habe nicht alles Menschenmögliche getan", sagte er im Hinblick auf den Fall des mit ihm befreundeten Priesters O., dem sexueller Missbrauch vorgeworfen wurde. Zwar habe das am vergangenen Donnerstag vorgelegte Rechtsgutachten ihn entlastet. Er hätte die gegen O. erhobenen Vorwürfe aber dennoch an den Vatikan melden sollen, gestand Woelki ein.

Einen Rücktritt schloss Woelki dennoch aus. Er habe die Verantwortung, alles zu tun, um geschehenes Unrecht aufzuklären und sexualisierte Gewalt künftig zu verhindern. "Ein Rücktritt wäre nur ein Symbol, das nur kurze Zeit anhält", sagte Woelki. Die Probleme würden auch danach bleiben. Er kündigte einen grundlegenden Wandel im Umgang mit den Betroffenen an, denen gegenüber es bislang an Mitgefühl und Empathie gefehlt habe. Er biete jedem der über 300 in dem Gutachten aufgeführten Betroffenen ein persönliches Gespräch an.

Um die Aufklärung voranzutreiben, kündigte das Erzbistum die Einrichtung einer Unabhängigen Aufarbeitungskommission ein. Bis die Besetzung des Gremiums geregelt sei, solle als Übergangslösung die ehemalige Ermittlungsrichterin Erika Nagel den bestehenden Beraterstab verstärken, sagte Generalvikar Markus Hofmann. Sie solle auch der künftigen unabhängigen Kommission angehören. Darüber hinaus habe das Erzbistum eine engmaschige Kontrolle Beschuldigter beschlossen. Außerdem solle die Aktenführung verbessert werden. Die Personalakten würden derzeit digitalisiert, damit künftig keine Unterlagen mehr verschwinden könnten, sagte Hofmann. Das Gutachten hatte dem Erzbistum schwere Mängel bei der Aktenführung vorgeworfen.

Das in der vergangenen Woche veröffentlichte Gutachten der Strafrechtsanwälte Björn Gercke und Kerstin Stirner belastet mehrere Bischöfe im Umgang mit Vorwürfen sexuellen Missbrauchs, begangen von Klerikern und Kirchenpersonal, schwer. Die Weihbischöfe Ansgar Puff und Dominikus Schwaderlapp wurden vorläufig freigestellt. Zudem entband Kardinal Woelki den Kölner Offizial Günter Assenmacher vorläufig von seinen Aufgaben. Der heutige Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der damalige Leiter der Hauptabteilung Seelsorge/Personal in Köln, bot dem Papst seinen Rücktritt an.

Bereits vor einem Jahr wollte Woelki ursprünglich ein anderes, bereits fertiggestelltes Gutachten der Münchner Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl zum Umgang der Bistumsleitung mit Missbrauchstaten durch Kleriker veröffentlichen. Er hält es jedoch seither unter Verschluss und begründet dies mit angeblichen Mängeln und äußerungsrechtlichen Problemen. Ab Donnerstag soll in Köln auch dieses Gutachten unter strengen Regeln nach Voranmeldung persönlich eingesehen werden können.