Erzbischof Koch: Köln ist wie "eine Lupe"

Erzbischof Koch: Köln ist wie "eine Lupe"

Berlin (epd). Der Berliner Erzbischof Heiner Koch empfindet das am Donnerstag vorgestellte Rechtsgutachten zu Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln als eine Herausforderung für jeden Priester und alle Katholiken. "Die Vorgänge in Köln und die mediale Aufarbeitung dessen, was in Köln passiert ist, sind wie ein Filter, ja eine Lupe, für das, was wir tun und wie wir es tun", sagte Koch der "Berliner Zeitung" (Freitag). Der "Handlungs-, Wahrnehmungs- und Entscheidungsdruck" sei durch die Vorgänge größer geworden.

Dies gelte für jeden Priester: "Denn es schwingt ihnen gegenüber oft die Frage mit: Ist das auch einer, der Kinder missbraucht hat?" Auch junge Männer, die Priester werden wollen, stünden unter einem Rechtfertigungsdruck. Der Erzbischof sagte weiter: "Das gilt aber auch für alle Katholiken, denn in der Wahrnehmung der Öffentlichkeit gilt die katholische Kirche als der eigentliche Hort des Kindesmissbrauchs."

Koch räumte ein, dass die Auseinandersetzung mit Missbrauch auch für ihn selbst "noch persönlicher geworden" sei. Der 66-Jährige war Weihbischof in Köln, ehe er über das Bistum Dresden-Meißen im Jahre 2015 nach Berlin kam. Zwei der jetzt Beschuldigten habe er persönlich gekannt, sein Vertrauen sei erschüttert.

Konkrete Zahlen zu Kirchenaustritten im Erzbistum Berlin wegen des Missbrauchsskandals konnte Koch nicht nennen: "Wir spüren aber Auswirkungen", räumte er ein. Jeder Austritt sei eine Katastrophe. Zur Aufarbeitung im Erzbistum Berlin verwies Koch auf die Einberufung einer Gutachten-Kommission. Diese werde "auch Namen nennen".