Köln, Hanau (epd). Der Koordinationsrat der Muslime in Deutschland (KRM) ruft für Freitag zum Gedenken an die Opfer des rassistisch motivierten Anschlags im hessischen Hanau auf. Deutschlandweit werde in Predigten in allen Moscheen des türkischen Islamverbandes Ditib für die Opfer der Tat und ihre Hinterbliebenen gebetet, teilte der Koordinationsrat am Donnerstag in Köln mit. Zudem wird der Aufruf "Für ein friedliches Miteinander!" veröffentlicht.
In dem von den im KRM zusammengeschlossenen Islamverbänden und weiteren muslimischen Organisationen unterzeichneten Aufruf heißt es unter anderem: "Der Terroranschlag von Hanau ist nicht der erste in unserem Land. Er reiht sich ein in eine lange Liste von gewalttätigen und mörderischen Angriffen in unserem Land gegen Migranten, die häufig Muslime sind." Mindestens 900 islamfeindliche Straftaten seien im vergangenen Jahr bundesweit registriert worden.
Anschläge auf Migranten und andere Minderheiten richteten sich aber "nicht nur gegen Einwanderer in Deutschland, sondern sind Anschläge auf die gesellschaftliche und politische Ordnung unseres Landes". Das sei auch durch die Ermordung des Kasseler Regierungspräsidenten Walter Lübcke (CDU) deutlich geworden.
Der Staat sei aufgefordert, wirksam gegen Terroristen zu ermitteln und - sofern nötig - strukturelle und personelle Konsequenzen zu ziehen. "Die Täter und ihre Hintermänner aus Institutionen und Organisationen sollen mit allen rechtsstaatlichen Mitteln für ihre Taten zur Rechenschaft gezogen werden. Diese Haltung schulden wir den Opfern und ihren Hinterbliebenen."
Am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher im südhessischen Hanau neun Menschen mit ausländischen Wurzeln erschossen. Anschließend tötete er seine Mutter und sich selbst.